[573] Pepe, 1) Florestano, neapolitan. General, geb. 1778 zu Squillace in Kalabrien, gest. 3. April 1851, ward 1796 Offizier im Infanterieregiment Burgund, trat 1799 zur Parthenopäischen Republik über, ward nach deren Sturz ins Gefängnis geworfen und erst 1801 freigelassen. 1806 ward er Major im Dienste Joseph Bonapartes, machte als Chef des neapolitanischen Generalstabs die spanischen Feldzüge mit und ward 1812 zum Brigadegeneral befördert. Beim Rückzug der großen Armee aus Rußland führte er den Rest seiner Division nach Danzig, wo er 1813 in russische Gefangenschaft fiel. Nach seiner Befreiung dämpfte er in Murats Auftrag einen Aufstand in den Abruzzen und wohnte 1815 der Schlacht bei Tolentino bei. Zum Generalleutnant befördert, übernahm er nach Murats Flucht 1815 das Gouvernement von Neapel. Ferdinand I. sandte ihn 1820 nach Sizilien, um dort die Ruhe herzustellen; doch ward seine 5. Okt. zu Palermo mit Paterno abgeschlossene Kapitulation in Neapel nicht genehmigt, und er verlor sein Kommando. Bei der Annäherung der Österreicher trat er auf Wunsch des Parlaments wieder an die Spitze des Generalstabs, ward aber nach Ferdinands Rückkehr abgesetzt. Vgl. Carrano, Vita del generale Florestano P. (Genua 1852).
2) Guglielmo, neapolitan. General, Bruder des vorigen, geb. 15. Febr. 1783 in Squillace, gest. 8. Aug. 1855 bei Turin, trat 1799 in das Heer der Parthenopäischen Republik, fiel aber bei Portici in Gefangenschaft und ward hierauf verbannt. Er kehrte nach dem Frieden 1801 in sein Vaterland zurück und versuchte in Kalabrien einen Aufstand zu organisieren. Der Versuch mißlang aber, und P. ward zu lebenslänglicher Hast verurteilt. 1806 freigelassen, ward er von Joseph Bonaparte zum Oberstleutnant ernannt und diente, nachdem er unter Todesgefahr aus englischer Gefangenschaft entkommen war, bei den französischen Truppen auf den Ionischen Inseln. Von Murat 1809 zu seinem Ordonnanzoffizier ernannt, kämpfte er an der Spitze eines neapolitanischen Regiments in Spanien, ward 1813 Brigadegeneral, 1815 Generalleutnant und behielt diese Stellung auch unter Ferdinand 1.; 1818 rottete er die Räuberbanden in den Provinzen Avellino und Foggia aus. Er schloß sich dem Geheimbund der Karbonari an, stellte sich im Juli 1820 in Avellino an die Spitze des Militäraufstandes und hielt 9. Juli mit den Truppen einen glänzenden Einzug in Neapel. Er hielt die Revolution in den Schranken der Mäßigung, übernahm bei der Annäherung der Österreicher im Februar 1821 den Oberbefehl über das Heer in den Abruzzen, ward aber 7. März bei Rieti geschlagen und floh, in contumaciam zum Tode verurteilt, über Spanien nach London, später nach Paris. 1848 ward er zum Oberbefehlshaber des neapolitanischen Armeekorps ernannt, das unter Karl Albert für die Selbständigkeit Italiens kämpfen sollte. Kaum war P. bis zum Po vorgedrungen, als der[573] König ihn zurückrief; P. führte iedoch den ihm treu gebliebenen Teil seines Korps nach Venedig, dessen Verteidigung er während der ganzen Dauer der Belagerung leitete. Nach Übergabe der Stadt ging er über Korfu nach Piemont. P. schrieb: »Relation des évènements politiques et militaires qui onten lieu à Naples en 1820 et 1821« (Par. 1820); »Mémoires historiques, politiques et militaires sur la révolution du royaume de Naples« (Lond. 1823); »Mémoires sur les principaux évènements politiques et militaires d'Italie moderne« (Par. 1847, 3 Bde.; deutsch, Zür. 1848) und »Histoire des révolutions et guerres d'Italie en 18471849« (Par. 1850; ital. u. franz., Turin 1850, 6 Bde.). Eine neue Ausgabe: »Mémoires du Général P.«, besorgte Léo Mouton (Par. 1906). Vgl. Carrano, Vita di Guglielmo P. (Tur. 1857); Reuchlin, Geschichte Neapels während der letzten 50 Jahre, dargestellt am Leben der Generale Florestan und Wilhelm P. (Nördling. 1862).