[910] Piso, Beiname einer Familie des römisch-plebejischen Geschlechts der Calpurnier, mit den weitern Beinamen Cäsoninus oder Frugi.
1) Lucius Calpurnius P., mit dem Beinamen Frugi (der »Biedere«), gab als Volkstribun 149 v. Chr. das erste Gesetz gegen Erpressungen (lex Calpurnia repetundarum), kämpfte als Konsul 133 gegen die Sklaven in Sizilien, war 120 Zensor und verfaßte eine Geschichte Roms, von der noch einige Bruchstücke (in Peters »Historicorum romanorum relliquiae«, Bd. 1, Leipz. 1871) vorhanden sind.
2) Lucius P. Cäsoninus, Vater der Calpurnia, der Gemahlin Cäsars (seit 59), durch dessen Einfluß er 58 das Konsulat erhielt, von Cicero 55 gegen Clodius wegen seiner Verwaltung Mazedoniens verteidigt. Sein Sohn Lucius Calpurnius P. Cäsoninus, Konsul 15 v. Chr., Günstling des Augustus und des Tiberius, der ihm 17 n. Chr. die Präfektur der Stadt übertrug, starb, 80 Jahre alt, 32 n. Chr. Er war ein Gönner der Poesie, und es ist vermutet worden, daß an ihn und seine Söhne Horatius seine »Epistel über die Dichtkunst« richtete.
3) Gnäus Calpurnius P., ein Mann von hartem und selbstbewußtem Wesen, war 7 v. Chr. mit Tiberius Konsul und erhielt von diesem 17 n. Chr. Syrien zur Verwaltung. Nach seiner Rückkehr der Vergiftung des Germanicus angeklagt, nahm er sich das Leben (20).
4) Gaius Calpurnius P. wurde als allgemein beliebt und viel versprechend 65 n. Chr. an die Spitze einer Verschwörung gegen Nero gestellt und gezwungen, sich das Leben zu nehmen, als die Verschwörung entdeckt wurde. Vielfach wird er für den P. gehalten, dem das Lobgedicht »De laude Pisonis« eines unbekannten Verfassers gilt.[910]
5) Lucius Calpurnius P. Frugi Licinianus wurde wegen seiner vorzüglichen Charaktereigenschaften von Galba adoptiert, aber mit ihm nach wenig Tagen durch Otho 69 n. Chr. ermordet. Er schließt die Reihe der bekannten Männer dieses Namens.