Pompadour [2]

[138] Pompadour (spr. pongpadūr), Jeannette Antonia Poisson, Marquise de, Mätresse des Königs Ludwig XV. von Frankreich, geb. 29. Dez. 1721 in Paris als Tochter einer Madame Poisson und ihres Gatten (nicht Liebhabers), des Generalpächters Lenormant de Tournehem, gest. 15. April 1764 in Versailles. Schön, talentvoll und in der Musik und Malerei gebildet, fand sie 9. März 1741 einen Gatten in des letztern Neffen, dem Unterfinanzpächter Lenormant d'Etiolles, von dem sie zwei Kinder hatte, suchte aber, von Ehrgeiz getrieben, bald die Neigung des Königs zu gewinnen, was ihr 1745 gelang. Ihr Gemahl ward von Paris entfernt und von ihr geschieden (gest. 1790). Zur Marquise von P. erhoben und 1756 zur Palastdame der Königin ernannt, gewann sie den bestimmenden Einfluß auf sämtliche Regierungsgeschäfte. Sie bereicherte sich, ihre Familie und ihre Günstlinge auf das schamloseste; sie selber erwarb in sechs Jahren ein Vermögen von 20 Millionen, obwohl sie jährlich an 11/2 Mill. für ihre Person ausgab. Sie trug wesentlich zum Anschluß Frankreichs an Österreich und damit zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges bei; sie war es, die durch Ernennung unfähiger Generale, wie besonders Soubises, den Ruhm und die Ehre der französischen Waffen schädigte. Als ihr Geschöpf, der Minister Bernis, mit Friedrich d. Gr. Frieden schließen wollte, ersetzte sie ihn durch Choiseul. Die Gunst des Königs bewahrte sie nur durch kostspielige Zerstreuungen und Duldung seiner Ausschweifungen. Die »Mémoires« (Lüttich 1766, 2 Bde.), die ihren Namen tragen, sind ohne Wert. Wichtiger für die Geschichte der P. sind die »Mémoires de Madame Du Hausset, femme de chambre de Madame de P.« (neue Ausg., Par. 1846). Vgl. »Correspondance de Madame de P.« (hrsg. von Malassis, Par. 1878); Capefigue, Madame de P. (das. 1858); Campardon, Madame de P. et la cour de Louis XV (das. 1897); de Goncourt, Madame de P. (neue Ausg., das. 1887); Pawlowski, La marquise de P., bibliophile et artiste (das. 1888); de Nolhac, Louis XV et Madame de P. (das. 1903; deutsch, Berl. 1905); Duc de Caraman, La famille de la marquise de P. (Par. 1900); N. Williams, Madame de P. (Lond. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 138.
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