Pompadour [2]

[341] Pompadour (spr. Pongpadur), Jeanne Antoinette Poisson, Frau von Lenormand d'Estioles, später Marquise von P., geb. 1722, Tochter eines Pachters in La Ferté sous Jouberre. Ihr Vater mußte Unterschleifs halber die Flucht ergreifen, u. ihre galante u. intriguante Mutter, welche sie, auf ihre aufkeimende Schönheit speculirend, sorgsam erziehen ließ, verheirathete sie 1741 an den Unterpächter Lenormand d'Estioles, den Neffen ihres Liebhabers, des Generalpächters Lenormand de Tournehem (aus welchem Verhältniß auch nach einigen Angaben die P. entsprossen sein soll). Diese Partie[341] genügte aber der Mutter nicht, sie strebte vielmehr dahin, ihre Tochter dem König Ludwig XV. zuzuführen, u. die Tochter willigte in diesen Plan. Man zeigte sie dem König zuerst 1745 auf einer Jagdpartie, sehr vortheilhaft gekleidet, auf ihr nahes Landhaus fahrend. Der König fand zwar Wohlgefallen an ihr, wurde aber augenblicklich durch seine Verbindung mit der Herzogin Chateauroux abgehalten, in ein Liebesverständniß mit ihr zu treten; als er aber bald darauf in Metz erkrankt, die Chateauroux verstieß, ließ er sich durch den Kammerdiener Binet verleiten, ein Verständniß mit der P. anzuknüpfen. Sie sahen sich auf einem Ball im Stadthause; bald darauf folgten weitere Rendezvous in einem Privathause u. endlich ließ ihr der König eine Wohnung in Versailles anweisen. Vergebens strebte Estioles seine Frau bei sich zu erhalten, er bekam Befehl Paris zu verlassen, doch erhielt er später die Erlaubniß zur Rückkehr u. die Stelle eines Generalpächters der Finanzen, dann der Posten. 1745 zur Marquise von P. ernannt, wurde sie nun anerkannte Maitresse des Königs, erhielt eine Pension von 240,000 Francs, Choissy zum Aufenthalt u. wurde 1756 der Königin als Dame du palais aufgedrängt. Sie wußte Ludwig XV. unbemerkt von den Geschäften zu entfernen u. ihn durch Hinterbringung der Chronique scandaleuse, welche ihr die Polizei zutrug, zu zerstreuen. Sie war nicht eifersüchtig, traf aber selbst unter den Frauen, auf welche die Neigung Ludwigs XV. fallen sollte, die Auswahl, um sich nicht eine gefährliche Nebenbuhlerin zu erziehen. Selbst als sie verblüht war, wußte sie sich noch den Einfluß zu erhalten, u. kein Vertrauter des Königs wagte gegen sie zu sprechen; dabei erlaubte sie sich mehre Untreuen. Die Gewalt, welche sie über Ludwig XV. hatte, war ungemein; sie setzte die Feldherren u. Minister ein u. ab, empfing die Gesandten u. correspondirte mit fremden Höfen, verfügte über Ehrenstellen u. Summen, bes. über die Stellen der Generalpächter; daher machten ihr Alle den Hof. Maria Theresia schmeichelte ihr, deshalb schloß Frankreich 1756 ein Offensiv- u. Defensivbündniß mit Österreich; u. weil Friedrich II. sie verspottete, so führte Frankreich mit ihm Krieg. An der Vertreibung der Jesuiten aus Frankreich hatte sie bes. Theil. Dennoch wurde sie auf dieser hohen Stufe der Macht u. des Einflusses nicht hochmüthig, sondern unterhielt mit Personen, mit denen sie früher umgegangen war, eine gewisse Familiarität. Wissenschaften u. Künste, bes. die Baukunst, begünstigte sie, namentlich Voltaire genoß ihre Gunst, u. als ihn Crebillon daraus verdrängte, rächte er sich an ihr in einer Schilderung im zweiten Gesang der Pucelle. 1757 bei dem Mordversuch Damiens gegen Ludwig XV. erhielt sie, auf den Antrag des Dauphins, Befehl den Hof zu verlassen, bald kehrte sie aber zurück, als des Königs Zustand sich besserte. Sie erkrankte endlich an der Auszehrung, ließ sich von Choissy nach Versailles bringen u. starb dort 15. April 1764 im königlichen Schloß. Da Ludwig XV. sich bei ihrem Tode sehr gleichgültig zeigte, sagte man, sie sei auf sein Anstiften vergiftet worden. Ihre Mémoires u. Lettres, Lond. 1758, sollen von Crebillon sein; Brachvogel hat ihr Leben in der Tragödie Narziß auf die Bühne gebracht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 341-342.
Lizenz:
Faksimiles:
341 | 342
Kategorien: