Przybyszewski

[416] Przybyszewski, Stanislaw, namhafter poln. Schriftsteller, geb. 7. Mai 1868 in Lojewo (Posen), lernte an deutschen Schulen, zuletzt an der Universität in Berlin, wo er psychologische und philosophische Studien trieb. Er nahm festen Aufenthalt in Berlin, schrieb in deutscher Sprache lyrische Bücher in ProsaTotenmesse«, Berl. 1893, 2. Aufl. 1900; »Vigilien«, das. 1895, 2. Aufl. 1901; »De profundis«, das. 1895, 2. Aufl 1900; poln. Ausg., das. 1904) und die Romane: »Homo sapiens«, Trilogie (das. 1897, 3 Bde., enthaltend: »Über Bord«, »Unterwegs«, »Im Malstrom«); »Satans Kinder« (Münch. 1897); »In diesem Erdental der Tränen« (Berl. 1900) u. a. 1898 übernahm er in Krakau die Redaktion der Zeitschrift »Zycie« (»Das Leben«). Einige Jahre darauf verlegte er seinen Wohnsitz nach Warschau. Seitdem schrieb er nur polnisch: »Nad morzem«, »Am Meere«; polnische Paraphrasen seiner deutschen Romane: »De profundis«, »Satans Kinder« u. a.; »W godzinie cudu« (»In der Stunde des Wunders«, Warsch. 1902); »Synagoga szatana« (»Die Synagoge des Satans«, das. 1902); »Z gleby kujawskiej« (»Von der Erdscholle Kujawiens«, das. 1902); »Poezye proza« (»Persien in Prosa«, das. 1902) u. a. In mehreren Programmartikeln faßte er die Kunst als Selbstzweck auf und sah ihre Aufgabe in der Darstellung der »nackten Seele«, der intimsten, von aller Wirklichkeit losgelösten Seelenvorgänge, die bei ihm oft die Gestalt krankhafter Delirien und phantastischer Träume annahm. Als höchste Offenbarung der »nackten Seele« gilt ihm das sinnliche Verhältnis zwischen Mann und Weib. Er leugnet jede sittliche, soziale oder patriotische Tendenz der Kunst und ist in seiner Weltanschauung absoluter Individualist im Sinne Nietzsches. Formell verfügt er über einen glänzenden Stil. Als Dramatiker schuf er das ergreifende Schauspiel »Dla szezescia« (deutsch: »Das große Glück«), ferner.»Zlote runo« (»Das Goldene Vlies«), »Matka« (»Die Mutter«) und »Gosce« (»Die Gäste«), die zusammen u. d. T. »Totentanz der Liebe« (Berl. 1902) deutsch erschienen; ferner die Dramen: »Snieg« (»Schnee«, deutsch, Münch. 1903), »Sluby« (deutsch: »Gelübde«, das. 1906) und »Odwieczna basn« (1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 416.
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