Purâna

[460] Purâna, in der ind. Literatur Name großer epischdidaktischer Werke, enthaltend Kosmogonie und Entwickelung der Welt, Schicksale von Göttern, Heiligen, Helden, Genealogien von Königsgeschlechtern, Regeln über Fasten, Festfeiern, Wallfahrten zu Heiligtümern u. dgl. m. In den meisten von ihnen herrscht die Vischnuverehrung, in einigen die Çivaverehrung. Die Anfänge dieser Literatur müssen in hohes Altertum zurückgehen; in der uns vorliegenden Gestalt aber sind die Purânas ziemlich jung, im ganzen (wenn auch nicht in allem einzelnen) jünger als das »Mahâbhârata«, das ihnen vielfach als Quelle gedient hat. Uns liegen 18 Purânas vor, von denen erwähnt sei: das Vaju-P., herausgegeben in der »Bibliotheca indica« von R. Mitra (Kalk. 1880–88, 2 Bde.); das Vischnu-P., herausgegeben öfter in Indien; englische Übersetzung von Wilson (hrsg. von F. E. Hall, Lond. 1864–70, 5 Bde.); das spät entstandene, in Indien sehr populäre Bhâgavata-P., herausgegeben und übersetzt von Eug. Burnouf (Par. 1840 bis 1847, 3 Bde.; dazu Bd. 4 [Schlußband], das. 1884). Einzelanalysen verschiedener Purânas s. bei Wilson, Essays on Sanscrit literature, Bd. 1 (Lond. 1864); Übersetzungen oder vielmehr Nachdichtungen einzelner Episoden bei Schack, Stimmen vom Ganges (2. Aufl., Stuttg. 1877).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 460.
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