Raubzeug

[625] Raubzeug (Raubwild), alle Jagdtiere (Säugetiere und Vögel), die der Wildbahn, dem Viehstand und der Fischerei Schaden tun. Letzterm gegenüber steht der Nutzen durch Vertilgen schädlicher Tiere, besonders der Mäuse, durch verschiedene Raubzeugarten, der aber häufig zu hoch veranschlagt wird. Nur Vorteil hat allein der Forstmann, nur Schaden der Jäger und Fischer. In der Landwirtschaft ist der Schaden überwiegend, direkt durch Raub, indirekt durch Vertilgung vieler insekten- und unkrautfressender Vögel. Unter normalen Verhältnissen mag das R., wo es in genügender Menge vorhanden, die Massenvermehrung der schädlichen Nager verhindern, sobald für diese aber günstige Bedingungen eintreten, ist es dazu nicht imstande. Bei guter Wirtschaft und Aufmerksamkeit wird der Landwirt dieser Hilfe wohl entraten können. Die Bekämpfung des Raubzeugs erfolgt noch nicht überall mit dem nötigen Eifer. Teils ist hieran die übertriebene Bewertung des Nutzens, teils Sorglosigkeit, teils die Jagdfreude an der Erlegung des Raubzeugs schuld, wobei nicht berücksichtigt wird, in welch hohem Maße sich die niedere Jagd besonders durch die Vertilgung heben läßt. Vor allem leiden durch das R. Hühner, Hafen, Rehe und auch die Waldhühner, teils durch Reißen, teils durch Zerstören der Gelege. Die Jagd auf das R. muß das ganze Jahr hindurch ausgeübt werden, nicht nur,[625] wenn das Fell Wert hat. Gerade die Vertilgung der Jungen ermöglicht eine schnellere Vernichtung als jede andre Jagdausübung. Wichtig ist es, jeden Spurschnee zur Verfolgung des Raubzeugs zu benutzen, es im Bau durch Graben unter Verwendung von Erdhunden (s. Hund, S. 650) und beim Ansitz zu erlegen. Auch in der Luderhütte und beim Reizen (s. d.) kann ihm Abbruch getan werden. Raubvögel werden im Frühjahr am Horst geschossen, wo sie während des Brutgeschäfts sehr fest sitzen. Sind die Jungen ausgefallen, ist größere Vorsicht erforderlich, der Jäger muß gut gedeckt stehen, da die Raubvögel sehr scharf äugen und lange den Horst umkreisen, ehe sie sich nähern. Ferner werden Eier und Junge aus dem Horste geholt oder letztere, ehe sie flugbar sind, im Horste geschossen. Lohnend ist häufig die Jagd aus der Schießhütte während der Zugzeit. Die zweckmäßigste Bekämpfung des Raubzeugs ist die mittels Eisen (Berliner Eisen, Tellereisen, Ottereisen) und Fallen, die Raubvögel fängt man in Tellereisen, besonders aber im Habichtsfang (s. d.). Vgl. v. d. Bosch, Fang des einheimischen Raubzeugs (Berl. 1879); Piep er, Fang des Raubzeugs (5. Aufl., Mörs 1889); Stach, Raubzeugvertilgung im Interesse der Wildhege (Berl. 1898); Stracke, Der qualfreie Fang des Haarraubzeuges (3. Aufl., Neudamm 1904).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 625-626.
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