Reinecke

[757] Reinecke, Karl, Klavierspieler und Komponist, geb. 23. Juni 1824 in Altona, war Schüler seines dort als Musiklehrer wirkenden Vaters, machte 1843 seine erste Kunstreise, die ihn über Kopenhagen bis Stockholm führte, und ging dann, mit einem Stipendium des Königs von Dänemark versehen, zu weitern Studien nach Leipzig, wo er bis 1846 blieb. Dann unternahm er größere Kunstreisen, wurde zum königlich dänischen Hofpianisten ernannt und erhielt 1851 einen Ruf an die rheinische Musikschule in Köln. Von 1854 bis 1859 war er als Musikdirektor in Barmen tätig, wurde darauf Dirigent der Singakademie und Universitätsmusikdirektor in Breslau, folgte aber schon 1860 dem Ruf als Kapellmeister des Gewandhausorchesters in Leipzig, das er bis 1895 leitete. Zugleich wirkte er als Lehrer am Konservatorium daselbst, seit 1897 als Studiendirektor. 1902 trat er in den Ruhestand. Von seinen zahlreichen Kompositionen, in denen er der Mendelssohn-Schumannschen Richtung folgt, sind zu nennen: die fünfaktige Oper »König Manfred«, die einaktigen Operetten: »Der vierjährige Posten« und »Ein Abenteuer Händels« und die dreiaktigen komischen Opern »Auf hohen Befehl« und »Der Gouverneur von Tours« (1891); ferner die Chorwerke: »Belsazar«, »Hakon Jarl« (für Männerchor), die Märchenkompositionen: »Schneewittchen« und »Dornröschen« (für dreistimmigen Frauenchor), drei Symphonien, neun Ouvertüren, zahlreiche Kammermusikwerke, drei Klavier-, je ein Violin-, Violoncell- und Harfenkonzert, zahlreiche kleinere Klavierkompositionen, ein- und mehrstimmige Lieder, Transskriptionen u. a. R. gab auch viele klassische Klavierwerke mit Fingersatz- und Vortragsbezeichnung heraus. Als Klavierspieler zeichnet er sich namentlich im Vortrag klassischer Kammermusikwerke (Mozart) aus. R. ist Mitglied der Akademien der Künste in Berlin und Stockholm; 1885 erhielt er von der Universität Leipzig das Doktordiplom, vom König von Sachsen den Professortitel. Neben andern Aufsätzen schrieb er: »Die Beethovenschen Klaviersonaten. Briefe an eine Freundin« (4. Aufl., Leipz. 1905); »Gedenkblätter an berühmte Musiker« (das. 1900) und »Meister der Tonkunst. Mozart, Beethoven, Haydn, Weber, Schumann, Mendelssohn« (Stuttg. 1903). Vgl. v. Wasielewski, Karl R., ein Künstlerbild (Leipz. 1896); Segnitz, Karl R. (das. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 757.
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