Rheostāt

[872] Rheostāt (griech.), Apparat zur Einschaltung von Widerständen von bekannter Größe in den Schließungskreis eines galvanischen Stromes, ohne den Strom zu unterbrechen. Wheatstones R. (Fig. 1 u. 2) besteht aus einer horizontal liegenden und um ihre Achse drehbaren Steinwalze mit eingeschnittener Schraubenlinie, in der ein Metalldraht verläuft. Das Ende des Drahtes geht in die Steinwalze bis zu deren nicht durchlaufender Metallachse. Auf einem Metallstab ab, der horizontal neben der Walze liegt; befindet sich ein Messingröllchen r, dessen mit einer Rinne versehener Rand gegen den Schraubendraht der Walze drückt.

Fig. 1 u. 2. Wheatstones Rheostat.
Fig. 1 u. 2. Wheatstones Rheostat.

Dreht man die Walze mittels der Kurbel h, so wird das Röllchen, den Schraubenwindungen folgend, auf dem Metallstab verschoben, so daß der durch die Klemmschraube s eintretende Strom von der Achse der Steinwalze aus die Drahtwindungen bis zum Röllchen durchlaufen muß, um von hier durch den Metallstab, dessen Widerstand ebenso wie derjenige der Achse unmerklich ist, zur Klemmschraube t zurückzukehren. Die Anzahl der vom Strom durchlaufenen Windungen wird an einer auf dem Stab ab angebrachten Teilung abgelesen, Unterabteilungen einer Windung mittels des Zeigers i an dem in 100 gleiche Teile geteilten Umfang der Walze. Bei den Gleitrheostaten bleibt die Walze fest, und statt des Röllchens kann eine Kontaktfeder von Windung zu Windung verschoben werden. Der Stöpselrheostat von Siemens (Fig. 3) besteht aus einer zwischen zwei Brettern aufgestellten Reihe von Drahtspiralen, deren Widerstände 1, 2, 3,... Einheiten betragen. Über jeder Spirale befindet sich eine dicke Messingplatte a, b, c,...; die erste a ist mit der Klemmschraube k, die letzte d mit der Klemmschraube k' leitend verbunden. Das eine Drahtende jeder Spirale ist an die darüber befindliche, das andre an die nächstfolgende Messingplatte gelötet. An ihren gegenüberstehenden Seiten haben die Platten halbkreisförmige Ausschnitte, in die messingene Stöpsel s eingesetzt werden können. Sind überall die Stöpsel eingesetzt, so geht der Strom von k nach k' ohne merklichen Widerstand durch die dicken Metallplatten, ohne eine Spirale zu durchlaufen. Zieht man aber einen oder mehrere Stöpsel aus, so geht der Strom durch die zugehörigen Spiralen und erleidet den ihnen entsprechenden Widerstand.

Fig. 3. Stöpselrheostat nach Siemens.
Fig. 3. Stöpselrheostat nach Siemens.

Die Kurbelrheostaten haben ähnliche Einrichtung wie die Regulierwiderstände (s. Elektrischer Widerstand, S. 646). Die Spulen werden gewöhnlich aus Manganin, Patentnickel oder Konstantan hergestellt, Legierungen, deren Widerstand sich mit der Temperatur nicht merklich ändert, und zwar bifilar oder induktionsfrei, d. h. aus zwei parallelen Drähten, die in entgegengesetzter Richtung vom Strom durchflossen werden, so daß kein magnetisches Feld, somit auch kein Selbstinduktionsstrom auftreten kann, der bei den Messungen stören würde. Die Rheostate werden gebraucht zur Regulierung der Stromstärke, bei der Bestimmung von Leitungswiderständen, elektromotorischen Kräften etc.; s. Elektrischer Widerstand, Kompensator, Elektrotechnische Meßinstrumente (Meßbrücke, Universalgalvanometer).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 872.
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