Roubaix

[192] Roubaix (spr. rubǟ), Stadt im franz. Depart. Nord, Arrond. Lille, 9 km nordöstlich von Lille, am Kanal von R., Knotenpunkt der Nordbahn, ist großenteils modern gebaut, hat eine gotische Kirche St.-Martin (1471), ein Stadthaus, einen öffentlichen Garten (mit dem Denkmal des Volkssängers Nadaud) und ein Theater. Die Bevölkerung (1806 erst 8724 Einw.) betrug 1901: 121,379 (als Gemeinde 1906: 121,017) Seelen. R. ist der Mittelpunkt einer bedeutenden Industrie, die namentlich Kleiderstoffe (aus Schafwolle, auch mit Baumwolle und Seide gemischt), ferner Schale, Samt, Möbelstoffe, Teppiche, Bänder, Spitzen, Zwirn, Wirkwaren etc. zum Gegenstand hat; man zählt 44 Spinnereien (28 für Wolle, 15 für Baumwolle, eine für Seide) mit 715,000 Spindeln, 129 Webereien mit 20,000 mechanischen und 5000 Handstühlen, 39 Färbereien und Druckereien, 17 Appreturanstalten etc., zusammen mit 50,000 Arbeitern und einem Produktionswert von ca. 300 Mill Fr. Außerdem hat R. Eisen- und Kupfergießereien, Fabriken für Webstühle und Maschinen, Kautschuk, Seife u.a. Entsprechend der entwickelten Industrie, ist auch der Handel, namentlich in Schafwolle, Garnen und Webwaren, Kohle und andern Hilfsmitteln der Industrie, sehr rege. R. hat ein Handelsgericht, eine Kunstgewerbeschule, 2 höhere Privatschulen, ein Kunst- und ein Gewerbemuseum, eine Bibliothek (10,000 Bände), eine Handels- und eine Gewerbekammer, eine Filiale der Bank von Frankreich und 2 Hospitäler. Die Stadt ist durch Straßenbahnen mit Lille, Tourcoing und Wattrelos verbunden. Die Anfänge der Industrie von R. reichen bis ins 15. Jahrh. zurück. Der Kanal von R. verbindet die Deûle mit der Schelde, ist 27,4 km lang und führt bei Croix westlich von R. durch einen 2316 m langen Tunnel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 192.
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