Russell [2]

[275] Russell, 1) John Scott, Techniker, geb. 1808 im Vale of Clyde, gest. 10. Juni 1882 in London, studierte in Edinburg, St. Andrews und Glasgow, arbeitete dann praktisch als Ingenieur, wurde 1832 Professor der Physik in Edinburg und übernahm darauf die Leitung des großen Schiffbauetablissements von Caird in Glasgow, von wo er 1844 nach London ging. Hier baute er nach neuen Prinzipien (Wellensystem) eine Anzahl großer Dampfer, mit Brunel 1854–58 den Great Eastern. Von R. rührt auch das für den Transport auf dem Bodensee adoptierte System von Trajektbooten und die großartige Rotunde des Wiener Ausstellungspalastes her. R. schrieb: »Treatise on the steam engine« (Lond. 1841, neue Aufl. 1846); »The modern system of naval architecture« (das. 1865); »Systematic technical education« (1869, 2. Aufl. 1871).

2) Sir William Howard, engl. Journalist, geb. 28. März 1821 zu Lilyvale in der Grafschaft Dublin, gest. 10. Febr. 1907 in London, studierte in Dublin und trat 1843 als Berichterstatter in den Dienst der »Times«. 1853 bei Ausbruch des Krimkriegs ward er Spezialkorrespondent im englischen Hauptquartier. Er wohnte den Schlachten an der Alma, bei Balaklawa und bei Inkerman sowie der Belagerung Sebastopols bei, und seine Briefe an die »Times« (deutsch, Leipz. 1855) deckten schonungslos die Übelstände in der englischen Armee auf. Eine Bearbeitung davon erschien als »History of the Crimean war« (1855, 2 Bde.), dann vermehrt u. d. T.: »The British expedition to the Crimea« (1858, neue Ausgabe 1877). In gleicher Eigenschaft war er tätig bei der Krönung des Kaisers Alexander II. in Moskau, während des Aufstandes in Indien, während des Bürgerkriegs in Amerika (wo er sich durch seinen Bericht über die Schlacht von Bull-Run, 21. Juli 1861, sehr mißliebig machte), dann 1866 im österreichischen, 1870/71 im deutschen Hauptquartier, 1875–76 im Gefolge des Prinzen von Wales auf seinen Reisen nach dem Orient und nach Indien, 1879 mit Wolseley in Südafrika, 1882 mit demselben in Ägypten; 1895 erhielt er die Ritterwürde. 1860 gründete er in London die »Army and Navy Gazette«, deren Eigentümer und Herausgeber er bis zu seinem Tode war. In Buchform erschienen von seinen Berichten noch: »Diary in India 1858–1859« (neue Ausg. 1875); »My diary in North and South« (1862, seine Erlebnisse während des amerikanischen Krieges enthaltend; deutsch, Leipz. 1862); »Canada, its defences, condition and resources« (1865); »My diary in the East« (1869); »My diary during the last great war« (1873; deutsch, Leipz. 1874); »The Prince's of Wales tour in India« (1877); »Indian mutiny« (neue Ausg. 1884); »Visit to Chile« (1890). Auch veröffentlichte er einen Roman: »The adventures of Dr. Brady« (1868), die Erzählung »Hesperothen. Notes from the United States, Canada and Far West« (1882, 2 Bde.) und »The great war with Russia; retrospect of Alma, etc.« (1895).

3) Charles, Lord R. of Killowen, engl. Jurist, geb. 10. Nov. 1832, gest. 10. Aug. 1900, studierte in Dublin, begann seine Laufbahn als Journalist, wurde 1859 Rechtsanwalt in London und gewann als solcher einen außerordentlichen Ruf und die bedeutendste Praxis. 1880 ins Unterhaus gewählt, schloß er sich der liberalen Partei an und war 1886 und 1892–94 unter Gladstone Attorney general. 1889 verteidigte er Parnell in dessen Prozeß vor der königlichen Untersuchungskommission, 1893 vertrat er England vor dem Schiedsgericht in der Beringsee-Frage. 1894 wurde er als Peer auf Lebenszeit ins Oberhaus berufen und im Juli d. J. zum Lord-Oberrichter von England ernannt. Vgl. O'B rien, Life of Lord R. of Killowen (Lond. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 275.
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