Salpeterer

[480] Salpeterer, Name einer politisch-religiösen Sekte im Hauensteiner Ländchen am südlichen Schwarzwald (s. Hauenstein), benannt nach ihrem Stifter, dem Salpetersieder Johann Fridolin Albiez (gest. 1727). In der Grafschaft Hauenstein hatte es seit 1524 an[480] politisch-revolutionären, gegen die Grundherrschaft St. Blasien gerichteten und wiedertäuferischen Bewegungen nicht gefehlt. Albiez fanatisierte seit 1719 die Waldbewohner, die sich 1726–38 in offenem Aufruhr erhoben und namentlich die Leibeigenschaft bekämpften; neue Aufstände gab es 1743–45 und 1755. Als dann seit 1802 Wessenberg (s. d.) seine kirchlichen Reformen einführte, erhoben sich die S. 1804 wegen der Abschaffung der Feiertage, der Bruderschaften und Wallfahrten und, 1806 badisch geworden, gegen die neue Regierung, da sie lieber österreichisch sein wollten. Ihr Führer war damals Ägidius Riedmatter, und nach ihm hießen die S. auch »Ägidler«; hinsichtlich ihrer Bestrebungen ähnelten sie sehr den »Manhartern« (s. d.) in Tirol. In den Jahren 1831 bis 1838 richtete sich der Widerstand der S. gegen die Abschaffung des Katechismus des Canisius in den badischen Schulen sowie gegen das deutsche Evangelium, da sie darin lutherisches Wesen erblickten; die Kinder wurden von der Schule fern gehalten, der Gottesdienst nicht besucht. Seitdem sind die S. nicht mehr hervorgetreten. Vgl. Lucas Meyer, Geschichte der S. (hrsg. von Schreiber, Freib. i. Br. 1837); Hansjakob, Die S. (3. Aufl., das. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 480-481.
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