[125] Schwarzwald (hierzu »Geologische Karte des Schwarzwaldes«), Gebirge im südwestlichen Deutschland, das den Vogesen, mit denen es in wunderbar symmetrischer Anordnung übereinstimmt, gegenüber das obere Rheintal als hoher Gebirgswall begrenzt und sich in nordnordöstlicher Richtung von Säckingen am Rhein bis Durlach auf 158 km Länge erstreckt (s. Karte »Baden«). Seine größte Breite und Höhe hat das Gebirge im Süden, wo es mit seinen Vorhöhen von Müllheim bis zur Wutach sich an 60 km ausbreitet, während es im N. mit noch 30 km Breite zwischen Durlach und Pforzheim endet, durch das hier anschließende Kraichgauer Bergland (s. Kraich) vom Odenwald geschieden. Seine Steilgehänge kehrt es nach W. dem Rheintal zu, wo auch sein Gebirgsfuß am tiefsten liegt, denn von Durlach bis Basel steigt das Rheintal nur von 119252 m. Im Süden, wohin der S. in Terrassen sich rasch zum Rhein abstuft, fällt letzterer von der Aaremündung bis Basel von 311 auf 252 m. Dagegen ist der Abfall des Gebirges gegen O. nach den Hochebenen des innern Schwaben hin sehr allmählich. Dort liegt Villingen (706 m) 408 m höher als das am Westfuß gegenüberliegende Freiburg (298 m), Dornstetten (629 m) um 465 m höher als Offenburg (164 m). Rasch sinkt dann aber, wie das Enz- und Nagoldtal, die östliche Basis gegen N., so daß Pforzheim (247 m) sich nur um 111 m über Ettlingen (136 m) erhebt. Die Bergformen des Schwarzwaldes sind einförmig: gerundete Kuppen und plateauförmig ausgebreitete, durch tiefe Täler getrennte Berge und Bergrücken, die sich aneinander schließen, ohne einen fortlaufenden Gebirgskamm zu bilden. Der S. ist sehr quellenreich, daher reich an Gebirgsbächen, die im Süden und W. sämtlich unmittelbar ins Rheintal heraustreten, während sie von der nordöstlichen Abdachung dem Neckar zufließen. Nur ein kleiner Teil der östlichen Abdachung gehört nicht zum Rheingebiet, das Quellgebiet der Donau (s. d.). Durch den Neckar erhält der Rhein vom S. die Enz mit der Nagold; dagegen fließen unmittelbar dem Rhein zu, im Süden: die Wutach, Alb, Wehra und Wiese; im W. die Kander, der Neumagen, die Elz mit der Dreisam, die Kinzig. Rench, Acher, der Sandbach aus dem Bühler Tal, die Oos von Baden, die Murg und die Alb von Ettlingen. Durch landschaftliche Reize ausgezeichnet sind vor allen die Täler der Murg im nördlichen S., der Gutach (eines Nebenflusses der Kinzig) zwischen Triberg und Hornberg, der Wilden Gutach (Simonswälder Tal, Seitental der Elz), das zum Höllenpaß führende Dreisam- (Höllen-) Tal, das Münstertal am Neumagenbach, sämtlich im mittlern S., endlich in der südlichen Abdachung des Gebirges die schönen Täler der Wiese, Wehra und Alb. Unter den zahlreichen Wasserfällen sind der des Fallbachs bei Triberg und der des Lierbachs (Büttensteiner Fälle) bei der Klosterruine Allerheiligen die schönsten in den deutschen Mittelgebirgen. Durch das Quertal der Kinzig wird der S. in eine größere südliche und eine kleinere nördliche Hälfte geschieden, jene der obere diese der untere S. genannt. Der Hauptstock und zentrale Knoten des obern Schwarzwaldes ist der [125] Feldberg, östlich von Freiburg (1494 m hoch). Von ihm aus laufen Gebirgszüge strahlenförmig fast nach allen Richtungen hin. Die höchsten Kuppen des südwestlichen Zuges sind: der Belchen (1415 m), der Köhlgarten (1231 m) und der Blauen (1167 w), letzterer die westlichste Kuppe des Gebirges, das hier mit niedrigen Ausläufern tief in die Rheinebene hineintritt. Zweige des südlichen Gebirgszuges sind das Herzogenhorn (1417 m), der aussichtsreiche Blößling (1311 m), der Hochkopf (1265 m), der Habsberg (1211 m) u. a. Breiter bei einer mittlern Erhebung von 750 m sind die Gebirgszüge, die vom Feldberg aus nach O. und N. bis zum Kinzigtal streichen. Doch erreichen auch hier einzelne Kuppen, wie der Erzkasten mit dem Schauinsland (1286 m) und der Kandel (1243 m), noch bedeutende Höhen. Von geringerer Höhe ist der untere S., dessen mittlere Erhebung 600 m beträgt. Die Form des Gebirges ist hier mehr plateauartig. Hauptgebirgsstock ist die Hornisgrinde (1164 m) mit dem Paß des Kniebis (972 m), der das Verbindungsglied zwischen dem obern und untern S. bildet. Nördlich von der Hornisgrinde erreicht das Gebirge in der Badener Höhe noch 1002 m. im Hohen Staufen (Merkuriusberg) bei Baden 672 m, in den Höhen des Murgtals oberhalb Gernsbach 988 m, im Hochkopf 1040 m Höhe. Eigentümlich sind dem S. die zahlreichen kleinen Bergseen und Moore auf den Höhen, von denen wir im südlichen S. den Feldsee (1112 m), den Schluch- und Titisee (858 m), im untern S. den sagenreichen Mummelsee (1032 m) und den Wildsee, zwischen dem Achern- und Murgtal, nennen. Mit Ausnahme der höchsten, nur mit dürftiger Weide bedeckten Kuppen sind die Schwarzwaldberge dicht mit Nadelholz überwachsen, nach dessen dunkler Farbe das ganze Gebirge seinen zuerst im 8. Jahrh. vorkommenden Namen trägt, während es bei den Römern nach seinen Bewohnern, den Markomannen, als Silva marciana (»Wald der Markmänner, Grenzwald«) bezeichnet ward und der südliche S. mit den Quellen der Donau auch Abnoba mons hieß. Auch einige wichtige Pässe enthält der S. Zunächst führt durch das Kinzigtal die Straße zu den Pässen der obern Kinzigtäler, die über Triberg zur Donau, über Schiltach und Schramberg zum Neckar und von Wolfach hinauf zum Kniebis verlaufen. Durch diesen Teil des Schwarzwaldes führt auch die 1873 vollendete Schwarzwaldbahn, die bei Offenburg in der Rheinebene sich von der badischen Hauptbahn (Mannheim-Basel-Konstanz) abzweigt, das Kinzigtal bis Hausach, das Gutachtal bis Triberg hinausgeht und alsdann längs der Brigach nach Donaueschingen wieder hinunterführt. Eine anschließende Linie führt von Hausach im Kinzigtal aufwärts nach Freudenstadt und weiter über die Hochebenen des östlichen Schwarzwaldes in der Richtung nach Stuttgart. 1887 ist die Höllentalbahn Freiburg-Neustadt i. Br. eröffnet worden, die dem Tal der Dreisam folgt. Ferner führt aus dem Renchtal der 972 m hohe Paß am Roßbühl und am Kniebis hinüber nach Freudenstadt, dem strategisch wichtigen Kreuzungspunkt der Straßen, die durch das Rench- und Kinzigtal von W. her ins Herz Schwabens führen.
Geognostischer Bau (vgl. die Karte). Der Kern des Gebirges besteht aus Gneis und Granit; beide sind häufig durchsetzt von gangförmigen Eruptivgesteinen und zumal im mittlern und nördlichen S. vielfach von Rotliegendem bedeckt sowie auf der Ost- und Südseite von einer mannigfach durchschnittenen mächtigen Buntsandsteindecke überlagert, während an dem steilen, nach dem Rheintal hin gewandten Westabhang abgesunkene Schichtkomplexe vom Buntsandstein aufwärts bis zum mittlern Jura auftreten. Nur untergeordnet erscheinen devonische und karbonische Ablagerungen. Der Gneis (mit Einlagerungen von Hornblende- und Graphitgneisen sowie körnigem Kalk) erstreckt sich in einem zusammenhängenden Zuge von dem Belchen und Feldberg über den Schauinsland und das Höllental bis zum Westfuß des Kniebis bei Oppenau und setzt das ganze hohe, dem Rhein zugekehrte Gebirge von Badenweiler bis Oppenau zusammen. Auch im obern Murgtal und östlich von Achern tritt er unter dem Buntsandstein hervor, ebenso erscheint er zwischen Todtmoos und Säckingen im Süden. Der Granit bildet mehrere ausgedehnte Massive, im SW. zwischen dem Blauen und Todtmoos, im SO. zwischen St. Blasien und Neustadt, im O. an der obern Breg und zwischen Triberg und Schiltach, im NW. zwischen der untern Kinzig und Gernsbach. Auch in den Tälern der Eyach, der Enz (bei Wildbad) und der Nagold (bei Liebenzell) erscheint Granit als Unterlage des Buntsandsteins. Zum Devon stellt man wenig verbreitete Schichten zwischen Baden und Gaggenau, während der aus Grauwacken, Tonschiefern, Konglomeraten und Eruptivgesteinen bestehende Zug, der, schwache Anthrazitflöze führend, sich von Badenweiler über Schönau bis nach Lenzkirch hin erstreckt, als Kulm gedeutet wird. Oberes Karbon mit abbauwürdiger Steinkohle findet sich in einer kleinen, im Gneis eingeklemmten Mulde bei Berghaupten im untern Kinzigtal; auch bei Baden etc. treten unter dem Rotliegenden ältere, dem Karbon zugerechnete Gest eine hervor. Zu dem Rotliegenden (Sandsteine, Schiefertone und Konglomerate) gehören viele der Porphyrmassen, die sowohl im Süden, zumal im Alb- und Münstertal, als bei Triberg, Lahr, Oppenau und namentlich bei Baden sehr ansehnliche Flächenräume bedecken. Ohne Zwischenlagerung von Zechstein folgt dem Rotliegenden der Buntsandstein, der vom Rhein bei Waldshut bis zur Enz bei Pforzheim den Fuß des Gebirges auf dessen Ostseite bildet und im südlichen S. westwärts bis an die Vorberge, im nördlichen S. bis zu den höchsten Rücken des Gebirges aufsteigt. Muschelkalk, Keuper und Jura finden sich in größerer Ausdehnung nur im W. und SW. des Gebirges; an dem Aufbau der Vorberge beteiligen sich hier auch noch tertiäre und diluviale Ablagerungen. Der S. ist nicht arm an Erzen; trotzdem ist der Bergbau, der in älterer Zeit besonders auf Blei, Silber, Kupfer und Kobalt namentlich in den Seitentälern der Kinzig (Wolfach, Schapbach, Wittichen etc.) sowie am Erzkasten (Münstertal, Hofsgrund) und bei Badenweiler, ferner auf Eisenerze (Bohnerze) bei Kandern sehr rege betrieben wurde, fast ganz zum Erliegen gekommen. Von großer Bedeutung sind die zahlreichen Mineralquellen, unter denen als die wichtigsten die Thermen von Baden-Baden, Badenweiler, Säckingen, Wildbad (von denen einige schon von den Römern benutzt wurden), ferner die sogen. Kniebisbäder (s. Kniebis) hervorzuheben sind.
Das Klima auf den Höhen des Schwarzwaldes ist rauh, und lange herrscht dort noch der Winter, während am Fuß des Gebirges längst schon alles im Grünen und Blühen begriffen ist. Am Fuß reisen die Traube, Mandel, Walnuß und echte Kastanie, während die Fluren auf der Höhe nur Sommergetreide, Kartoffeln und Flachs liefern. Das Januar- und Julitemperaturmittel beträgt in Karlsruhe 0,8° und 19,2°, Baden-Baden 0,6° und 17,8°, Donaueschingen[126] -3° und 16°, Höchenschwand -1,6° und 14,8°. Von Pforzheim südlich fallen im ganzen S. mindestens 80 cm Niederschlag jährlich; Heidelberg hat 67, Karlsruhe 71, Baden 108, Herrenwies 180, Rippoldsau 177, Todtnauberg 180, Feldberg 187 cm. Die größten Mengen fallen im Sommer, auf der Höhe auch im Herbst.
Die an den S. angelagerten Kalk- und Melaphyr-Gebirgsstöcke, nämlich der Isteiner Klotz, der Kaiserstuhl sowie die sämtlichen Lößrücken des Oberrheintals zeigen im Wald als vorherrschenden Hauptbaum die Buche, untermischt mit Stieleiche, Ulme, dazwischen eingesprengt Quercus pubescens und Sorbus torminalis, seltener Birke oder Nadelhölzer in größern Beständen; diese Region umschließt die besten Weinberge, die reich an eigentümlicher Flora, besonders an Liliazeen sind. Die untere Bergregion reicht von etwa 400800 m; der Wald wird hier von der Tanne abwechselnd mit der Buche gebildet; dazwischen finden sich Eichen, Espen, Birken, Kirschen, in den tiefern Logen auch die Kastanie. In der obern Bergregion, von 8001300 m, bildet in den tiefern Lagen noch die Tanne den Hauptbestandteil des Waldes, während über 1000 m der Wald meist aus Fichten und Buchen zusammengesetzt ist; eingesprengt ist vielfach Sorbus Aucuparia und S. Aria, auf steinigen Halden Alnus viridis, angepflanzt häufig die Lärche und in dieser Region am besten gedeihend; die Kiefer tritt seltener auf. Die Flora ist sonst wenig abweichend von derjenigen der gleichen Region in den übrigen mitteldeutschen Gebirgen; von besonderm Interesse ist die Vegetation der Hochseen (Isoëtes lacustris und I. echinospora, Nuphar pumilum, Sparganium affine). Die Voralpenregion, über 1300 m hinaus, umfaßt nur die Gipfelhöhen des Feldbergs, Herzogenhorns, der Spießhörner und des Belchen; an windgeschützten Orten stehen noch verkümmerte Buchen und Fichten, mit alpinen Sträuchern (Salix grandifolia, S. arbuscula, Sorbus Chamaemespilus) untermischt.
Die Tierwelt ist durch das Auftreten von Gebirgsformen und durch solche aus dem südeuropäischen Faunengebiet ausgezeichnet, wie dies durch das Emporsteigen zu beträchlicher Höhe und das ziemlich weit nach Süden reichende Hinabgehen der südlichen Ausläufer bedingt ist. Fuchs, Wildkatze, Edel- und Steinmarder, Iltis, Hermelin, Wiesel, Fischotter und Dachs sind sehr verbreitet, ebenso das Reh. Edelhirsch und Schwarzwild haben sich im untern S. erhalten, fehlen dagegen im obern S. Als gelegentliche Gäste sollen sich die Gemse und der weiße Alpenhase bis in den S. verirren. Hase und Eichhörnchen sind häufig, weiter finden sich Buch und Gartenschläfer. Von jagdbaren Vögeln gehören dem höhern S. Auer-, Reb- und Haselhuhn, dem Mittelgebirge das Birkwild und Rebhuhn an, doch geht ersteres sehr zurück. Im höhern S. finden sich weiterhin Kolkrabe, Nußhäher, Kreuzschnabel, Zitronenfink, Zeisig, der dreizehige Specht, Schwarzspecht, Ringdrossel, Wasseramsel, Wasser- und Wiesenpieper, im Mittelgebirge besonders Zaunammer und Zippammer. Neben den gewöhnlichen Eulen- und Raubvogelarten treten auch Rauhfuß- und Sperlingseule auf. Von Reptilien findet sich die Zauneidechse nur in den Vorbergen, seltener die Mauereidechse, während Lacerta vivipara bis ins hohe Gebirge geht; hier finden sich auch Blind schleiche, Kreuzotter, dagegen Ringelnatter und glat le Natter nur in den Vorbergen. An den südlichen Abhängen kommt noch die giftige Aspisnatter vor. Von Amphibien sind der Erdmolch, der kleine Schweizer- und Alpenwassermolch ziemlich verbreitet, während der große Wassermolch nicht ins Gebirge hinaufgeht, wo aber gelegentlich der schwarze Alpenmolch gefunden wird. Von den schwanzlosen Lurchen scheinen nur einige Frösche höher ins Gebirge zu gehen, während die Kröten dies anscheinend meiden oder, wie die meisten Frösche, höchstens in den Vorbergen leben. Die Schwarzwaldbäche sind reich an Forellen, neben denen auch Bartgrundel, Steinbeißer und andre Arten auftreten. In der Umgebung von Freiburg findet sich die Geburtshelferkröte. Angaben über die Insekten, Weichtiere, wie auch die übrige Tierwelt des Schwarzwaldes finden sich in Nüßlin, Die Tierwelt von Baden (»Das Großherzogtum Baden«, Karlsr. 1883). An Weichtieren ist der S. mit seinem Urgebirge und Buntsandstein verhältnismäßig arm. Seit einiger Zeit hat man auch den niedern Tierformen des Schwarzwaldes, besonders denen der Seen und Torfmoorgewässer, größere Aufmerksamkeit gewidmet, wobei sich für den am Feldberg in einer Höhe von 850 m gelegenen Titisee das interessante Resultat ergab, daß die dort vorkommenden Ruderfüßer vorwiegend nordischen und alpinen (also subglazialen) Charakter tragen. A. Gruber fand, daß die Torfmoorgewässer des Schwarzwaldes reich an niedersten tierischen Lebewesen aus dem Reich der Einzelligen sind.
Die Bewohner des Gebirges, das mit seinem Ostteil zu Württemberg, im übrigen zu Baden gehört, sind im Süden alemannischen, im O. schwäbischen, im N. rheinfränkischen Stammes. Dem Gebirgscharakter gemäß finden wir die Gemeinden im W. und Süden in zahllose Einzelgehöfte zerstreut, die Häuser im Süden schon ganz an den Gebirgsstil der Schweiz erinnernd (s. Tafel »Bauernhaus II«, Fig. 7, und Tafel »Volkstrachten I«, Fig. 24). Während im Süden zahlreiche Orte noch hoch auf dem Gebirge liegen (Höchen schwand bei St. Blasien, das höchst gelegene Dorf, 1010 m; Vöhrenbach, die höchst gelegene Stadt, 799 m), ist das Buntsandsteingebiet nur auf der Nordostabdachung reich an Anbau, der höchste Rücken aber fast menschenleer und Waldland. Auf der Höhe des Kniebispasses (972 m) befinden sich nur vereinzelte Wohnungen; das einsame Herrenwies liegt 752 m hoch zwischen Sandsteinhöhen auf Granit, am Nordende noch Dobel 831 m ü. M. Eine der Hauptnahrungsquellen des Schwarzwaldes ist die Holzarbeit und der Holzhandel. Noch liefert der S. die Holländerstämme, die den Rhein hinabgeführt werden. In zahlreichen Schneidemühlen wird das Holz zu Dielen geschnitten. Der volkreiche obere S. ist der Sitz eigentümlicher industrieller Tätigkeit geworden. Die Holzschnitzerei hat hier zur Produktion der Schwarzwälder Uhren und diese weiter zu der von Spiel- und Taschenuhren geführt. Der Vertrieb dieser Erzeugnisse erstreckt sich über die ganze Erde. Die badischen Ämter Neustadt, Triberg und Hornberg sind der Sitz, Furtwangen der Mittelpunkt dieser Industrie. Zahlreiche Uhrmacherschulen suchen dieselbe zu vervollkommnen. Damit im Zusammenhang steht der Bau von Leierkasten und Orchestrien, zu dessen Hebung mehrere Musikschulen gegründet worden sind. Dazu hat sich hier das Flechten der Strohhüte gesellt, das vorzugsweise die Mädchen und Frauen beschäftigt. Dei Fremdenbesuch, neuerdings besonders durch die Bemühungen des (badischen und württembergischen) Schwarzwaldvereins gehoben, ist wegen der Nähe der Alpen nicht so bedeutend, wie es die mannigfachen Reize des Schwarzwaldes vermuten lassen sollten. Für den Verkehr ist durch gute Straßen gesorgt. Ein[127] reich entwickeltes Eisenbahnnetz (s. oben) umschließt das Gebirge, mehrere Linien durchqueren es, und zahlreiche kleinere führen hinein. Vgl. Jensen, Der S. (illustriert von Hasemann u. a., 2. Aufl., Berl. 1891; daraus entnommen: »Durch den S.«, 2. Aufl., Leipz. 1903); A. Kiepert, Der südliche S. in Wort und Bild (Freiburg 1891); Frey, Der S. und seine Kurorte (Baden 1891); L. Neumann, Der S. in Wort und Bild (Stuttg. 1897) und Der S. (in den Monographien »Land und Leute«, Bielef. 1902); »Wegweiser durch den S.« (in »Meyers Reisebüchern«, 11. Aufl., Leipz. 1906); die Reisehandbücher von Schnars, v. Seydlitz u. a.; Trenkle, Geschichte der Schwarzwälder Industrie (Karlsr. 1874); Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes (Straßb. 1891); weitere Schriften über die Uhrenindustrie von Meitzen (Freiburg 1900), Schlenker (Stuttg. 1904), Feurstein (Karlsr. 1904), Kuckuck (Tübing. 1906); Koßmann, Die Bauernhäuser im badischen S. (Straßburg 1894). Karten: vom badischen (1: 50,000, Karlsr. 1895 ff.) und vom württembergischen Schwarzwaldverein (1:70,000, Stuttg. 1895 ff.); Geiger, Reliefkarte, 1:200,000 (Freiburg 1897); Bach, Geognostische Karte von Württemberg, Baden etc. (Stuttg. 1870).
Buchempfehlung
»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.
162 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro