Schanstaaten

[694] Schanstaaten, die von der Völkergruppe der Schau (s. d.) bewohnten kleinen Staaten im nördlichen Hinterindien, gehören politisch teils zu Britisch-Indien (Birma), teils zu China (Yünnan), die Aufteilung ist durch Vertrag vom September 1896 geregelt worden. Die einzelnen S. werden nach den Hauptorten benannt und stehen unter einem Häuptling mit erblicher Würde (Tsaubwa) mit einem Stab von Beamten; die Gemeinden wählen ihre Obrigkeit (Tamon) selbst. Die chinesischen S., die sich, aus zwölf Staaten bestehend, zwischen englischen und französischen Besitz einschieben und ziemlich ungeordnete Verhältnisse aufweisen, sind von F. W. CareyGeographical Journal«, Bd. 14, London 1899) geschildert worden; ihr Haupterzeugnis ist Tee. Die unter britischem Schutz stehenden, in nördliche und südliche S. geschiedenen Staaten, die den östlichen Teil von Oberbirma bilden, sind 176,547 qkm groß mit (1901) 1,237,749 Einw. Sie bilden ein Dreieck, dessen Spitze am Mekong und dessen Grundlinie in der Ebene von Birma liegt, gegen welche die Schanberge die Grenze bilden. Das Gebiet ist ein Hochland, das zwischen den fächerartig auseinanderstrebenden, aus Tibet kommenden Gebirgsketten zwischen Salwen und Irawaddi gebildet wird (Loiling 2697 m). Die Wasserscheide wird nach Süden immer mehr verwischt. Der östlich vom Salwen gelegene Teil ist ein regelloses Bergland. Die Wintermonate sind kühl; im Sommer erreicht die Temperatur 32°, in den engen Flußtälern über 38°. Schnee fällt selbst auf den höchsten Gipfeln selten, doch ist in den Tälern (Reisbau) Reif häufig. Die Regenzeit (jährlich 1500–2500 mm) beginnt im Mai und steigert sich bis zum August. Im N. und Süden kommt eine tertiäre Kohle von geringem Wert vor. Die britische Schutzherrschaft wurde 1887 errichtet. – Unterm 1. März 1894 erkannte England China gegenüber die beiden S. Meung-lem und Kyeng-hung als in chinesischer Interessensphäre liegend an. Als aber China Teile dieses Gebiets an Frankreich abtrat, wurde 4. Febr. 1897 jenes Abkommen entsprechend ergänzt. Bei der neuen Grenzziehung (November 1897 bis Mai 1900) wurde der Rest der einst mächtigen Mon-Anam-Völkergruppe, der Stamm der Wa, unter englischen Einfluß gebracht. Vgl. Colquhoun, Amongst the Shans (Lond. 1885), und namentlich Scott und Hardiman, Gazetteer of Upper-Birma and the Shan-States (Rangoon 1900–01, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 694.
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