Birma

[895] Birma (Burma, Barma oder Reich der Mranma, einheimischer Name, früher auch Reich von Ava), Provinz des britisch-ind. Reiches in Hinterindien (s. Karte »Hinterindien«), begrenzt von Assam, Bengalen und der Bai von Bengalen im W., dem Meerbusen von Pegu und Siam im S., von Siam, Tongking und China (Jünnan) im O., von Tibet im N., zwischen 10–281/4° nördl. Br. und 92–1023/4° östl. L., besteht aus dem seit 1826 und 1852 britischen Niederbirma, 220,075 qkm mit (1901) 5,371,328 Einw., und dem 1886 eroberten Oberbirma, 318,275 qkm mit (1901) 3,849,833 Einw. Zu letzterm kommen noch Luschai- und Katschinland und die Schanstaaten, so daß sich das Gesamtareal der Provinz auf 686,350 qkm und die Bevölkerungsziffer auf 9,642,621 erhöht. Das Land wird von mehreren noch wenig erforschten Meridiangebirgen durchzogen; in den durch sie gebildeten Längstälern fließen ansehnliche Ströme südwärts zum Meer: zwischen Arakan-Joma- und Pegu-Jomagebirge der Irawadi, weiter östlich trennt den kleinern Sittang das Pungi-Lunggebirge vom Salwen und diesen das langgestreckte Tanen-Tung-Gjigebirge vom obern Mekhong, der das östliche Schangebiet durchzieht. Letzteres scheidet der scharfe Kamm des Tran-Ninh von Tongking. Im N. treten Ausläufer des östlichsten Himalaja (Patkoigebirge, Schuodung-Gjigebirge) ins Land ein. Für den Verkehr ist der von der Mündung bis nahe an die Nordgrenze schiffbare Irawadi von größter Wichtigkeit. Von den bedeutenden Seen des Innern weiß man noch sehr wenig. Geologisch lassen sich drei nordsüdlich verlaufende Zonen unterscheiden: 1) eine westliche von den Nagabergen aus südlich bis zum Kap Negraïs, ein Kettengebirge, aufgebaut aus Trias von alpinem Charakter, Kreidesedimenten, mächtigen versteinerungslosen, flyschähnlichen Schiefern und Sandsteinen, Nummulitenkalk und jüngerm Tertiär, 2) eine mittlere, das Tiefland des Irawadi mit tertiären und jüngern Ablagerungen, 3) ein östliches Bergland mit paläozoischen (karbonischen) Sedimenten und archäischen Felsarten. Aus dem Flachlande des Irawadi erheben sich einige vereinzelte Vulkane, die trachytische Laven und Aschen geliefert haben (vgl. Asien [Geologisches], S. 857 f.). Zahlreich sind auf der Ost- und Westseite der am Kap Negraïs endenden Gebirgskette Salz- und Petroleumquellen, die dem Tertiär anzugehören scheinen; sie sind auf den Inseln Ramri und Cheduba, ebenso bei Menbo am Irawadi von Schlammvulkanen begleitet. Erdöl wird besonders bei Jénán, Khyoung und östlich von Pagan gewonnen (jährlich an 14 Mill. kg). Das Klima ist heiß: Mandalai mittlere Jahrestemperatur 27,2°, wärmster Monat April (32,8°), kältester Januar (21,7°), mittlere Jahresextreme 38,9° und 15°, absolut 41° und 10°. Sommer- und Herbstregen, Jahressumme 700 mm an 72 Regentagen. Die Pflanzenwelt[895] bildet einen Teil des indischen Monsungebietes mit ähnlichem Charakter wie in Assam (s. d.). Die immergrünen Waldungen, mit sommergrünen gemischt, bestehen vorherrschend aus Dipterokarpeen, daneben Tiekbäumen (Tectona grandis), Ficus elastica und verschiedenen Magnoliazeen. Unter den nutzbaren Gewächsen ragen hervor die am Irawadi wild wachsende Baumwolle (Gossypium herbaceum), Banane (Musa sapientium), Pisang (Musa paradisiaca) und Brotfruchtbaum (Artocarpus integrifolia). Birmas Tierwelt gehört zur indochinesischen Subregion, dem reichsten Faunengebiete der orientalischen Region. Fast alle Charaktertiere dieser Region sind hier vereinigt, z. B. sämtliche vier Arten Nashörner. Von den hervorragenden Charaktertieren der indischen Region fehlt in B. allein der Orang-Utan. Vögel, Reptilien, Amphibien, Insekten sind sehr zahlreich und farbenprächtig.

Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Birmanen, dann den gleichfalls zum malaio-chinesischen Stamm gehörigen Karen in den Wäldern Unterbirmas, Kakhyen am obern Irawadi bis nach Tibet hin, den Schau und Laos im O. Die Birmanen sind klein, hellbraun, wohlgestaltet, mit schwarzem, straffem, reichlichem Haar, aber schwachem Bartwuchs. Sie zeichnen sich vor den Nachbarvölkern durch Lebhaftigkeit und geschäftliche Rührigkeit aus, sind gegen die Fremden höflich und gastfrei, aber unzuverlässig und verschlagen. Die gewöhnliche Kleidung ist ein um die Hüften geschlungenes baumwollenes Tuch; bei feierlichen Gelegenheiten noch ein weißer musselineuer Rock (Indschi) mit engen Ärmeln. Das Haar schürzen die Männer auf dem Scheitel in einen Knoten, die Frauen lassen es lang hängen. Tätowieren ist allgemein üblich. Hauptspeise ist Reis, Wasser das alleinige Getränk; doch wird Opium geraucht. Vielweiberei ist erlaubt, aber selten; Ehescheidung leicht, Keuschheit der Frauen wenig geschätzt. Die Leichen der Wohlhabenden werden verbrannt, die der Armen beerdigt. Die Religion ist der Buddhismus. Die Priester leben in großen Klöstern (Kjaung) bei den Städten vom Bettel und dem Ertrag ihrer Ländereien. Der Oberpriester, P'ha-T'hena-Baing, einer der hohen Reichswürdenträger, hat in Mandalai seinen Sitz. Die Tempel (Phra) sind Prachtbauten. Die amerikanischen Baptisten besitzen 28 Stationen unter den Schau, Karen und Birmanen, die englische Propagation Society fünf, die Leipziger Mission eine Station. Apostolische Vikariate bestehen für Süd- und Ostbirma. Nach dem Zensus von 1891 gab es:

Tabelle

Die Sprache gehört als ein Glied der indochinesischen Sprachfamilie zu den »isolierenden« Sprachen (s. d.), zeigt aber Ansätze zur Mehrsilbigkeit und Unterscheidung der Redeteile durch Formelemente, z. B. tsā, essen; atsā, Speise. Von Tonakzenten hat sie drei Vgl. Judson: Grammar of the Burmese language (Rangun 1866), Burmese and English dictionary (3. Ausg., das. 1883; erweiterte Ausg. von R. C. Stevenson, 1894) und English and Burmese dictionary (3. Ausg., das. 1877; abgekürzte Ausg. 1891); Sloan, Practical method with the Burmese language (Lond. 1877); Lonsdale, Burmese Grammar (das. 1899); Steinthal, Charakteristik der hauptsächlichsten Typen des Sprachbaus (Berl. 1861; neubearbeitet von Misteli, das. 1893); Harmand, Birmanie. Résumé ethnographique et linguistique (Par. 1884). Die Schrift stammt von einem ältern südindischen Alphabet ab; sie wird gewöhnlich mit eisernem Griffel auf Palmblätter eingeritzt. Wissenschaft und Literatur (diese größtenteils Übersetzungsliteratur aus dem Pali) beschränken sich auf Religionslehre, Astrologie, Landes- und Rechtskunde, Geschichte, Grammatik und etwas Medizin. Die Buchdruckerkunst wurde erst in neuester Zeit durch Missionare eingeführt. 1889 erschienen 84 Werke, 1890 bereits 165 und 31 Zeitungen, davon 3 in Oberbirma. Die Birmanen rechnen nach Mondjahren und lassen alle 13 Jahre 5 Schaltjahre, jedes um einen ganzen Monat verlängert, eintreten. Schulen bestehen nur in den Klöstern; 1891: 10,863 (164 für Mädchen) mit 150,009 Schülern und 18,140 Schülerinnen, darunter ein College mit 25 Zöglingen. Die Baukunst ist nicht ohne künstlerische Entwickelung, die Plastik stellt namentlich große Buddhabilder her. Als Musikinstrumente spielen metallene Becken und Trommeln, Gitarre und dreisaitige Geigen die Hauptrolle. Sehr beliebt sind Schauspiele in fratzenhaften Masken und glänzender Kleidung.

Erwerbszweige. Dem Ackerbau waren 1900 in Niederbirma 6,857,898, in Oberbirma 3,698,206 Acres gewidmet, davon wird vornehmlich in Oberbirma ein beträchtlicher Teil künstlich bewässert. Hauptprodukt ist Reis in 102 Arten, der hier den kultivierten Boden fast ganz, in Oberbirma zu mehr als der Hälfte einnimmt; dort baut man noch Weizen, Mais, Hirse, Hülsenfrüchte, Ölsaat, Baumwolle, Tabak in beiden Landesteilen, Zuckerrohr in Niederbirma. Tee ist in Oberbirma heimisch und wird teils als Gemüse gegessen, teils eingesalzen zur Bereitung eines beliebten Getränkes verwendet. Die Viehzucht ist unbedeutend, da die Religion den Fleischgenuß verbietet. Man hält fast nur Zug- und Lasttiere. Die kleinen Pferde werden nur zum Reiten gebraucht. 1891 zählte man 1,930,370 Rinder, 804,586 Büffel, 24,861 Pferde und 50,179 Schafe und Ziegen. Die Ausbeutung der Mineralschätze ist unbedeutend: Gold aus dem Sande der Flüsse; Silber, Blei, Eisen, Serpentin (Jüstein) und ausgezeichneter weißer Marmor im Gebiete der Schau. Auch Kupfer, Zinn (Tenasserim) und Antimon sind vorhanden, die Kohlenlager haben große Ausdehnung und Mächtigkeit. Ferner werden Natron, Salz, Bernstein, Saphire, Rubine (bei Mopok), Smaragde, Topase, Nephrit (bei Mogung), Amethyste gefunden, aber wenig gefördert. Neuerdings nimmt die Petroleumgewinnung bedeutend zu. Die Haupt industrien sind erst durch die Briten ins Leben gerufen, so die Reismühlen (48 in Rangnn), 50 Dampfsägemühlen in Rangun, Akyab, Bassein, 3 Schiffswerften in Rangun, 4 Katechufabriken. Die gewerbliche Tätigkeit der Eingebornen ist nicht unbedeutend, steht aber jener der Hindu und Chinesen nach; am wichtigsten sind Bootbau, Weberei und Töpferei, Gold- und Silberarbeiten, Holzschnitzerei, das Trocknen von Fischen, Lackwaren, Messing und Marmor, Zigarrenfabrikation. Der Handelsverkehr findet vorwiegend auf den zahlreichen schiffbaren Flüssen statt; der Irawadi wird durch Dampfer bis Bhamo befahren, von wo Karawanenverkehr mit China. Eisenbahnen (1900: 993 engl. Meilen) gehen von Rangun nach Prome und Mandalai, auf denen 1891: 5,540,347 Reisende und 677,040 Ton. Güter befördert wurden. Die wichtigsten Häfen sind Rangun, Bassein, Maulmain, Amherst, Tavoy, Mergui, Akyab und Kyukpyu. Einfuhr zur See 1899/1900: 146 Mill. Mk.; Ausfuhr 137,5 Mill. Mk., ferner 109,6 Mill. Mk. Küstenhandel. Hauptausfuhrartikel ist Reis[896] (1900: 79,242,788 Rupien), dann Tiekholz, Katechu, Baumwolle, Kautschuk. Es liefen ein 2500 Schiffe mit 1,3 Mill. Ton. Der Handel mit Jünnan betrug 1890 in der Einfuhr (Ziegeltee, Silber) 1,840,560, in der Ausfuhr (Baumwollengewebe, Baumwollengarn, Fische, Salz, Seidenwaren) 3,263,634 Pfd. Sterl. Münzen, Maße und Gewichte. Obgleich das indische System eingeführt ist, bedient sich das Volknoch teilweise des alten. 1 Pehtha oder Wiß = 100 Keiat zu 16 Beh = 1,656 kg, 1 Kändi = 150 Pehtha. Das Teong von 3 Mehl zu 8 Thit = 48,513 cm, das Tehng zu 1000 Teh von 7 Teong = 3396 m. Das Tenn (Teng) oder Basket der Engländer, = 8 Särrot, enthält an geschältem Reis 26,5 kg.

Politische Einteilung. Die Provinz steht unter einem Chief-Commissioner, der dem Generalgouverneur von Indien untersteht. Niederbirma zerfällt in vier Divisionen: Arakan, Pegu, Irawadi, Tenasserim, mit 19 Distrikten. Hauptstadt ist Rangun. Oberbirma ist noch nicht organisiert. Früher zerfiel es in 11 Provinzen und wurde despotisch beherrscht von einem König (Boa), der mit seiner Familie eine besondere Kaste bildete. Ihr folgten der Reihe nach die Staatsbeamten, Reichen, Priester, Landbauer, Sklaven und Ausgestoßenen. Die Einkünfte (Kopf- und Grundsteuer, Monopolhandel, Zölle) wurden auf fast 60 Mill. Rupien geschätzt. Das Heer war klein und schlecht. Hauptstadt war seit 1860 Mandalai (s. d.), während die frühern Hauptstädte Ava und Amarapura verfallen sind, das Wappen ein naturfarbener, radschlagender Pfau in roter Scheibe, die Flagge derselbe Pfau in weißem Flaggentuch (s. Tafel »Flaggen I«), einziger Orden derjenige der Goldenen Sonne. Unter britischer Verwaltung hat sich die finanzielle Lage wesentlich gehoben; 1900 betrngen die Einnahmen über 70 Mill., die Ausgaben etwa 45 Mill. Rupien.

[Geschichte.] Die älteste Geschichte Birmas ist dunkel. Seine Bewohner sind teils von Norden, teils südlich von der Küste her längs der Flüsse ins Land eingedrungen. Die einheimischen Geschichtsquellen beginnen mit 79 v. Chr.; damals soll die um 500 v. Chr. durch den brahmanischen König Abhiradscha gegründete Hauptstadt Pagan am Irawadi durch China zerstört worden sein. Mit Chinesen hatte B. auch zwischen 166 und 241 n. Chr. des öftern zu kämpfen. Im 3. Jahrh. n. Chr. wurde der Buddhismus durch indische Missionare verbreitet. Schwer war wieder 1284 der Kampf gegen China, von dessen Vorherrschaft sich B. erst 1305 befreien konnte. 1364 gründete König Satomenchin (Thadominbia) von Sagoin und Pandscha die birmanische Hauptstadt Ava; sein Nachfolger Mengyitsauke eroberte das uralte Prome. 1413 und öfter werden die Arakanesen, 1424, 1419 und 1477 die Chinesen zurückgeschlagen. 1540 wurde B. durch Mentara, den König des ältern Pegu, dessen Mon-Völker schon die Jahrhunderte vorher unablässig mit den Birmanen gestritten hatten, erobert; 1585 mißglückte ein Befreiungsversuch, und Ava verfiel, bis es 1601 nach der Vertreibung der Peguaner durch Nyaung Mendarah wieder aufgebaut ward. Doch 1636 unterwarf Pegu das neuerstandene B. von neuem, und Ava galt als Hauptstadt des vereinigten Reiches. Anfang des 18. Jahrh. schwang sich B. wieder zur Vormacht empor, wurde aber 1740 von neuem unterworfen. 1753 erhob sich ein birmanischer Jäger aus dem Ort Mozzobo, vertrieb mit englischer Hilfe die Peguaner aus dem Land und herrschte unter dem Namen Alompra (Alaung-Phra). Er besiegte 1757 Pegu, gründete Rangun, vereinigte Martaban, Tavoy und Tenasserim mit seinem Gebiet und starb 1760. Schembuan, der sich 1763 des Thrones bemächtigte, schlug die Chinesen unter Tschienlang bei Ava und eroberte Assam. Bhodau Phra (auch Mentaragyi; gest. 1819) gründete an Stelle Avas 1783 die neue Residenz Amarapura, verfolgte die Buddhisten und besetzte Arakan; unter diesem König hatte B. eine hohe Stufe der Macht inne. 1822 wurde unter seinem Enkel Phagyi-dau Ava wieder Residenz. 1824 kam es zum ersten Krieg mit England. General Archibald Campbell nahm 11. Mai 1824 die Hafenstadt Rangun; aber durch Fieber etc. verlor die Expedition 72,5 Proz. der Mannschaften. Im Frieden von Yandabo (24. Febr. 1826) trat B. die Provinzen Arakan, Ye und Tenasserim ab, zahlte 20 Mill. Mk., räumte wichtige Handelsfreiheiten ein und empfing in Ava einen englischen Gesandten. 1837 wurde an Stelle des wahnsinnigen Phagyi-dau der ebenso verblendete Tharawadi zum König ausgerufen (bis 1345); 1840 mußte die britische Residentschaft, die 1829 schon einmal Ava verlassen hatte, zurückgezogen werden. Im Juli 1851 brach der birmanische Statthalter von Rangun plötzlichden Vertrag von Yandabo und verlangte von den Kauffahrern und Handelsleuten die Entrichtung willkürlicher Zölle u. Abgaben. Im November 1851 erschien darauf ein britisches Geschwader vor Rangun und forderte Genugtuung. Der König Pagan-Men (g) fügte sich scheinbar. Als 1. April 1852 ein englisches Dampfboot den Irawadi nach Rangun hinausfuhr, wurde darauf gefeuert und damit der Krieg eröffnet. Am 5. April wurde Martaban, 14. d. M. Rangun, 3. Okt. Prome und 21. Nov. Pegu von den englischen Truppen erobert und die Provinz Pegu (Niederbirma) durch Proklamation Lord Dalhousies vom 20. Dez. 1852 dem indobritischen Reich einverleibt, worauf sich der König Mengdan Meng (Menlung Men; seit 1853) 1854 unterwarf. 1862 kam ein britisch-birmanischer Handelsvertrag zustande und wurde die Beschiffung des Irawadi durch Dampfer zugestanden; 1867 wurde dem in der neuen Hauptstadt Mandalai residierenden diplomatischen Agenten die Gerichtsbarkeit über die englisch-indischen Untertanen eingeräumt und ein zweiter Agent in Bhamo gestattet. 1871 schloß Italien; 1873 Frankreich einen Handelsvertrag mit B. ab; der König entsandte Gesandtschaften nach Europa 1872, 1874 u. 1877, verlangte aber von Abgeordneten europäischer Staaten Niederwerfen auf Kniee und Hände. Am 1. Okt. 1878 starb Meng dan Meng; seinen zum Nachfolger bestimmten jüngern Sohn Thibau hatte er nach englisch-indischem Muster erziehen lassen. König geworden, ließ der Einundzwanzigjährige alle gefährlich scheinenden Glieder der königlichen Familie und des Hofstaates (an 100 Personen) ermorden. Englands Vertreter wurde verhöhnt und im September 1879 abberufen; Thibau suchte Anlehnung an Frankreich. Da alle Beschwerden der indischen Regierung über die Belästigungen des englischen Handels unberücksichtigt blieben, fuhr General Prendergast im November 1885 mit einer Flotte und 11,000 Mann den Irawadi aufwärts, eroberte die Forts bei Minhla, besetzte 26. Nov. Aba und rückte 28. Nov. in Mandalai ein (dritter birmanischer Krieg). Thibau ergab sich 1. Dez. und wurde nach Madras gebracht. Am 1. Jan. 1886 ward B. dem Kaiserreich Indien einverleibt. Englands birmanische, auf die Erschließung Jünnans gerichtete Eisenbahnpolitik wurde seit der Besetzung des Tongking durch Frankreich des öftern gekreuzt und durch den mit der Nachbarmacht 15. Jan.[897] 1896 abgeschlossenen Gegenseitigkeitsvertrag in gewisse Schranken verwiesen. Vgl. Mason, Burmah, its people and natural productions (Rangun 1862); Bastian, Die Völker des östlichen Asien, Bd. 2 u. 3 (Leipz. u. Jena 1866 u. 1870); Fytche, Burma past and present (Lond. 1878, 2 Bde.); Forbes, British Burma and its people (das. 1878); Laurie, Our Burmese wars and relations with Burmah (das. 1880); Phayre, History of Burma (das. 1883); Colquhoun, Quer durch Chryse (deutsch, Leipz. 1884, 2 Bde.); Geary, Burma after the conquest (Lond. 1886); Sangermano, Description of the Burmese empire (engl. von Tandy, u. Aufl., Rangun 1885); Fea, Quattro anni fra i Birmani (Mail. 1896); G. W. Bird, Wanderings in Burma (Lond. 1897); Gallois, En Birmanie (Par. 1898); M. u. B. Ferrars, Burma (Lond. 1900); Nisbet, B. under British rule (das. 1901, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 895-898.
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