[863] Schleuder, eine Waffe, bei welcher der das Geschoß schleudernde Arm durch ein System von Stricken oder Schnüren (Bandschleuder, griech. sphendone, lat. funda, Fig. 1) oder aber durch einen Stab mit daran befestigtem Geschoßlager (Stabschleuder, fustibalus, Fig. 2) verlängert wird.
Bei der Band schleuder lagert das Geschoß (meist oval oder spitzoval geschliffene Steine oder schwere Metallkörper) in einem die beiden Schnüre verbindenden taschenartigen Lager. Der Schütze schleudert das Werkzeug einigemal um das Haupt und läßt dann den einen Riemen mit plötzlichem Ruck los; dabei öffnet sich das Geschoßlager und der Stein saust dahin. Schleudern dieser Art wurden im Altertum verwendet bei den Ägyptern, nachweisbar vom 3. Jahrh. v. Chr. an, bei den Israeliten, den Assyrern, besonders bei den Persern. Bei den Griechen wurde die S. erst nach den Perserkriegen geschätzt. Die Achaier machten als Schleuderschützen selbst den Bewohnern der Balearen den Ruhm der besten Werfer streitig. In Rom kommt die S. erst während der punischen Kriege in Gebrauch (die Schleuderschützen hießen funditores), in Nordwesteuropa hat sich die Bandschleuder bis zur Einführung der Feuerwaffen gehalten, war neben Bogen und Armbrust in Gebrauch und diente zuletzt zum Werfen von Handgranaten. So zeigt der Teppich von Bayeux einen gerade abwerfenden Schleuderer, und noch lange darauf ist in der Literatur von der S. die Rede. Bei den Naturvölkern ist die Bandschleuder verbreitet: ganz allgemein bei den Ozeaniern (anscheinend mit Ausnahme Neuseelands, der Salomonen und der Neuen Hebriden), vereinzelt auf Java, bei allen südamerikanischen Andenvölkern, in Afrika: bei den Somal, den Wambugwe, den Wakambe, den Papel, in Moba, in Togo etc. Die Stabschleuder wurde mit beiden Händen gehandhabt; sie hat lange im Gebrauch gestanden. Im Mittelalter warf man Brandkugeln mit ihr, noch später Granaten, besonders im Laufgrabenkampfe. Vgl. Jähns, Entwickelungsgeschichte der alten Trutzwaffen (Berl. 1899).