Serrāno y Dominguez

[373] Serrāno y Dominguez (spr. -ges), Francisco, Herzog de la Torre, Graf von San Antonio, span. Staatsmann, geb. 17. Sept. 1810 zu Anjonilla in Andalusien, gest. 26. Nov. 1885 in Madrid, zeichnete sich im Karlistenkrieg aus und war 1839 schon General. 1843 sagte er sich von Espartero, dem er bis dahin ergeben gewesen war, los und stellte sich an die Spitze der provisorischen Regierung in Barcelona. Nach Einführung der Konstitution 1845 ward er zum Senator ernannt; da er sich aber der besondern Gunst der jungen Königin erfreute, wurde er im Oktober 1847 als Generalkapitän von Granada aus Madrid entfernt. Anfang 1852 zum Generaldirektor der Artillerie, dann zum Generalkapitän von Neukastilien ernannt, war er bei der Niederwerfung der radikalen Progressisten im Juli 1856 tätig, ward 1858 Generalkapitän von Cuba und, nachdem er 1861 San Domingo für Spanien erworben, Herzog de la Torre, kehrte 1862 zurück und leitete bis März 1863 das Ministerium des Auswärtigen. Als 1865 O'Donnell an die Spitze der Regierung trat, erhielt S. den Vorsitz im Senat. Im Juli 1868 ward er wegen des Komplotts zur Thronerhebung des Herzogs von Montpensier verhaftet und nach den Kanarischen Inseln deportiert. Beim Septemberaufstand 1868 von dort wieder abgeholt, gehörte er zu den Führern des Aufstandes und schlug die Truppen Isabellas unter Pavia 28. Sept. bei der Brücke von Alcolea. Nach Vertreibung der Königin ward S. Vorsitzender der provisorischen Regierung und wurde 16. Juni 1869 zum Regenten mit dem Titel Hoheit erwählt; diese Würde behielt er bis zum Regierungsantritt des Königs Amadeus. Als Oberbefehlshaber gegen die Karlisten im Mai 1872 schloß er die Konvention von Amorebieta, ward dann Ministerpräsident, trat aber zurück, als der König seinen Plan eines absolutistischen Staatsstreichs nicht billigte. Der Anarchie unter der Republik machte er 4. Jan. 1874 durch Sprengung der Cortes ein Ende und war Präsident der Exekutive, bis Alfons XII. Ende d. J. den Thron bestieg. 1882 schloß er sich der dynastischen Linken an, wurde unter Posada-Herrera im November 1883 Botschafter in Paris, nahm aber nach dessen Rücktritt im Februar 1884 seine Entlassung.[373]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 373-374.
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