[575] Solarĭo, 1) Andrea, ital. Maler, geb. um 1465 in Mailand, gest. nach 1515, bildete sich seit 1490 in Venedig bei G. Bellini, an den seine Jugendwerke (Madonna mit der Nelke, heil. Familie mit Hieronymus, beide in der Brera zu Mailand) anklingen, und später nach Leonardo da Vinci. Von 150709 war er in Frankreich tätig. Seine milden, leuchtenden, sehr flüssig gemalten Hauptwerke sind: der Ecce homo und die Ruhe auf der Flucht (im Museum Poldi-Pezzoli zu Mailand), die Madonna mit dem grünen Kissen und die Schüssel mit dem Haupt Johannes' des Täufers (im Louvre zu Paris) und die Salome (in der Galerie zu Oldenburg). Er hat auch sein individualisierte Bildnisse gemalt, so den Kardinal (Neapel), Kanzler Morone (Sammlung Scotti in Mailand), Charles d'Amboise (Louvre).
2) Cristoforo, genannt il Gobbo, Bildhauer und Architekt, Bruder des vorigen, geb. vor 1475, ging mit diesem um 1490 nach Venedig, war seit etwa 1498 in Mailand und Umgebung und in andern Orten der Lombardei, eine Zeitlang auch in Rom tätig und starb nach 1525. Sein Hauptwerk war das Grabmal der Beatrice d'Este, der Gemahlin des Lodovico Moro, das später zerstört wurde. Nur die beiden Grabfiguren des Ehepaars sind in der Certosa von Pavia erhalten, für die S. auch Dekorationsarbeiten geliefert hat. Auch für den Dom in Mailand hat er eine Anzahl plastischer Werke geschaffen, und seit 1519 war er eine Zeitlang Dombaumeister. Von seinen Bauten ist der Zentralbau Santa Maria della Passione in Mailand hervorzuheben.