[740] Spielwaren, Arbeiten aus den verschiedensten Stoffen (Metall, Elfenbein, Knochen, Holz, Glas, Pappe, Papiermaché, Leder, Wachs, Kautschuk, Zelluloid etc.) zur Unterhaltung und Beschäftigung der Kinder, gegenwärtig Gegenstand eines bedeutenden Industriezweigs, der seinen Hauptsitz im sächsischen Erzgebirge (Seiffen, Grünhainichen, Olbernhau, Sayda etc.), in Oberammergau und in der Rauhen Alb in Württemberg, in Sonneberg und Umgegend in Thüringen, in Nürnberg, Stuttgart und Berlin hat. Nürnberg und Stuttgart konkurrieren in hoch seiner Ware erfolgreich mit Paris. Die Ausfuhr aus Deutschland betrug 1902: 32,995 Ton. im Wert von 55,4 Mill. Mk. Davon gingen mehr als zwei Drittel nach England und den Vereinigten Staaten. Auch Frankreich hat eine sehr große Ausfuhr namentlich in Puppenausstattungen, Militärausrüstungen für Knaben, laufenden Tieren und Puppen. Bei der Herstellung der S. kommen mancherlei hygienische Rücksichten in Betracht, namentlich sind überall giftige Farben zu vermeiden, Kautschukgeräten dürfen keine schädlichen Substanzen beigemengt werden, und Zinngeräte müssen die vorschriftsmäßige Zusammensetzung besitzen. Die Herstellung von S. reicht zurück bis in die vorgeschichtliche Zeit. In den bronzezeitlichen Pfahlbauten der Westschweiz wurden bronzene und irdene Gegenstände ausgegraben, die den heutigen Kinderrasseln ähneln und offenbar demselben Zwecke wie diese gedient haben. Ähnliche Objekte wurden auch in Schlesien, der Mark Brandenburg etc., Spielwürfel aus Knochen oder Bronze zu La Tène, unweit Este und in Sackrau (bei Breslau) ausgegraben. Die in alten Gräbern aufgefundenen Sprungbeine (astragali) von Schafen, Ziegen und Kälbern haben nach Bolle zum Knöchelspiel gedient. Ägypter, Griechen und Römer hatten Puppen zum Teil mit beweglichen Armen und Beinen. Aus Ton gebraunte Puppen aus dem 14. Jahrh. wurden bei Nürnberg gefunden, und im 16. Jahrh. fertigte man in Nürnberg, Ulm, Augsburg und Frankfurt reichhaltige Puppenhäuser. Im Britischen Museum zu London befindet sich eine Sammlung von antikem Spielzeug, und in Paris wird ein Spielzeugmuseum errichtet. Vgl. Rosenhaupt, Die Nürnberg-Fürther Metallspielwarenindustrie (Stuttg. 1907); L. Claretie, Les jouets; histoire, fabrication (Par. 1893).