Taucherapparate

[348] Taucherapparate, Vorrichtungen, mittels der man längere Zeit unter Wasser verweilen kann. Da die geübtesten Taucher höchstens 2 Minuten in der Tiefe verharren, so hat man sich bemüht, Mittel zu finden, um das Atmen unter Wasser möglich zu machen. Luftdicht anschließende Helme, die den ganzen Kopf des Tauchers bedecken, gewähren nur geringe Hilfe, da die in ihnen enthaltene Luft sehr schnell ihres Sauerstoffes so weit beraubt wird, daß sie nicht länger eingeatmet werden kann. Geräumige Glocken (Taucherglocken), die mit einem Seil in die Tiefe gelassen werden, bergen für den in ihnen sitzenden Taucher mehr Luft; aber auch diese ist bald verbraucht. Für längern Aufenthalt unter Wasser wurden daher die Apparate erst geeignet, als man sie durch Röhren mit Pumpwerken verband, die sie fortwährend mit frischer Luft versorgen. Die Pumpe preßt ununterbrochen Luft in die. Glocke, so daß diese ganz wasserleer wird und große Luftblasen an ihrem untern Rand entweichen. Auf diesem Prinzip beruhen unter anderm die großen Apparate, in denen mehrere Arbeiter beim Gründen der Brückenpfeiler u. dgl. unter Wasser arbeiten (vgl. Grundbau, S. 446). Einen großen Vorteil gewähren die T., die den Taucher nicht an einen bestimmten Ort binden, sondern ihm freie Bewegung gestatten. Zu diesen Apparaten gehört der Skaphander-Apparat. Dieser besteht aus einem wasserdichten Anzug, Bleischuhen und einem Helm, der mit Augengläsern und einer frische Luft zuführenden Druckpumpe verbunden ist. Der ganze Apparat wird mit Luft gefüllt, und der Taucher atmet diese Luft aus und ein, während durch ein Rohr beständig Luft entweicht.

Taucherapparat von Rouquairol-Denayrouze.
Taucherapparat von Rouquairol-Denayrouze.

Der Apparat greift die Lunge des Tauchers stark an, weil sie den sehr bedeutenden Schwankungen des Luftdrucks (in einer Tiefe von 40 m 5 Atmosphären) unmittelbar ausgesetzt ist, und daher verdient der Apparat von Rouquairol-Denayrouze (s. Abbildung) den Vorzug, der den Taucher fortwährend mit Luft, die unter gewöhnlichem Druck in die Lungen gelangt, versorgt. Der Taucher nimmt diesen aus zwei Kammern bestehenden und mit komprimierter Luft gefüllten Apparat (Aërophor) wie einen Tornister aufgeschnallt mit sich in die Tiefe. Die eine Kammer wird vermittelst eines Schlauches unmittelbar durch die Luftpumpe mit Preßluft gefüllt, während der Taucher aus der andern Kammer durch einen Schlauch und ein Mundstück atmet. Beide Kammern stehen durch ein Kegelventil in Verbindung, das durch den Druck der komprimierten Luft in der ersten Kammer geschlossen wird, sich aber durch Saugen an dem Mundstück oder durch Vergrößerung des Wasserdruckes öffnet. Auf dem zum Mundstück führenden Rohr ist ein Ventil zum Ausatmen angebracht. Im Notfall kann dies Ventil geschlossen und dadurch der Apparat mit Luft gefüllt werden. Der Apparat kann ohne und in Verbindung mit Helm gebraucht werden. Letzterer sowie der damit verbundene Taucheranzug dient nur als Schutz gegen die Nässe. Mit diesem Apparat kann sich der Taucher in mäßigen Tiefen mehr als 4–5 Stunden frei und ohne Beschwerden bewegen und selbst anstrengende Arbeiten unter Wasser ausführen. Einen in vielen Einzelheiten verbesserten Apparat dieser Art hat sich die Firma Fr. Clouth, Köln-Nippes, patentieren lassen. Arbeiten in 30 m Tiefe erfordern einen sehr kräftigen und geübten Mann und können nur 2 Stunden fortgesetzt werden. Bei 60 m Tiefe liegt die Grenze für Taucherarbeiten. Zur Schonung der Lunge soll der Taucher in einer Minute nur 2 m steigen oder sinken. T. sind schon von Aristoteles beschrieben worden. Die Taucherglocke wird schon im [348] Altertum erwähnt, Aristoteles spricht indes nur von einer Taucherkappe, einem umgestürzten Kessel, der den Kopf des Tauchers aufnehmen sollte. Der Würzburger Mathematiker Kaspar Schott (1608–66) beschrieb in seiner »Technica curiosa« (1664) eine wirkliche Taucherglocke, und Sinclair beschrieb in seiner »Ars nova et magna gravitatis et levitatis« (1669) die Taucherglocke, die 1588,1665 und 1687 angewandt wurde, um die Schätze der versunkenen spanischen Armada zu heben. Halley versah 1716 die Taucherglocke mit Behältern, aus denen dem Taucher frische Luft zugeführt wurde, und Smeaton benutzte zur Zuführung von Luft eine Druckpumpe. Die T. haben große Bedeutung gewonnen bei der Korallen-, Bernstein- und Perlenfischerei, bei Wasserbauten, bei Ausbesserungen an Schiffen und zum Torpedolegen. Den Taucherapparaten verwandt sind die Rauchapparate, vgl. Rettungsgeräte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 348-349.
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