Tauernbahn

[351] Tauernbahn, Teilstrecke des großen Komplexes der neuen Alpenbahnen, die eine zweite, kürzere Verbindung des innern Österreich und Süddeutschlands mit Triest zu bilden bestimmt sind. Die T. besteht aus den Strecken von Schwarzach-St. Veit an der Staatsbahnlinie Bischofshofen-Wörgl nach Bad Gastein und von da durch den 9600 m langen, den zentralen Kamm der Hohen Tauern durchschneidenden Tunnel (Kulminationspunkt 1225 m) über Mallnitz nach Spittal an der Drau der Südbahnlinie Villach-Franzensfeste. Die erstere Strecke wurde 20. Sept. 1905 eröffnet, die Eröffnung der zweiten Teilstrecke soll im Oktober 1908 erfolgen. Die übrigen, bereits eröffneten Strecken der neuen Alpenbahnen sind: die Pyhrnbahn, eröffnet 20. Aug. 1906, dient zur [351] Verbindung der Knotenpunkte Linz der Staatsbahnlinie Wien-Salzburg und Selztal der Linie St. Valentin-Villach mit Abkürzung von 55 km und besteht aus der umgebauten Kremstalbahn Linz-Klaus-Steyrling und der anschließenden neugebauten Linie durch den 4766 m langen Bosrucktunnel nach Selztal; das durchfahrene Gestein (namentlich die wasserdurchlässigen Triaskalke) verursachte beim Tunnelbau große Schwierigkeiten. Die Karawankenbahn mit den Strecken Klagenfurt-Aßling und Villach-Rosenbach, eröffnet 30. Sept. 1906, umfaßt insbes. einen 7975 m langen, zweigleisig angelegten Karawankentunnel, der in 637 m ü. M. seinen Kulminationspunkt erreicht. Auch dieser Tunnelbau verursachte große Schwierigkeiten. Während auf der Nordseite insbes. der Wasserandrang Hindernisse bereitete, litt der Bau auf der Südseite unter außerordentlichem Gebirgsdruck und wurde durch das Vorkommen schlagender Wetter gestört, die auch eine große Explosion hervorriefen, der zahlreiche Menschenleben zum Opfer fielen. Die Wocheiner Bahn von der Station Aßling der Staatsbahnlinie Villach-Laibach und die anschließende Karstbahn von Görz nach Triest wurde 19. Juli 1906 eröffnet. Hervorragende Objekte auf diesen Strecken sind die Isonzobrücken bei Salcano und Canale und mehrere Tunnel, darunter der 6365 m lange Wocheiner Tunnel mit 523 m Kulmination. Die neuen Alpenbahnen haben eine Ausdehnung von 322,9 km, die sich folgendermaßen verteilt:

Tabelle

Die Überquerung der Hohen Tauern durch die neue Bahn wird zu den größten technischen Leistungen der neuesten Zeit gerechnet. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bahn aber ergibt sich aus der bedeutenden Abkürzung der Entfernungen, die von der Station Triest (St.-Andrea) nach Klagenfurt 155, nach Salzburg 281, nach Linz 168, nach München 200, nach Berlin 233 km beträgt. Endlich werden dem Fremdenverkehr durch die neuen Bahnen weite Gebiete der Alpen von hervorragender landschaftlicher Schönheit erschlossen. Vgl. Rabl, Illustrierter Führer auf der T. (Wien 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 351-352.
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