Tersteegen

[428] Tersteegen, Gerhard, geistlicher Liederdichter, geb. 25. Nov. 1697 in Mörs, gest. 3. April 1769 in Mülheim a. d. Ruhr, wurde besonders durch die mystischen Lehren I. de Labadies (s. d.) beeinflußt, konnte jedoch wegen Armut den geistlichen Beruf nicht ergreifen und lebte als Bandwirker in Mülheim a. d. R., bis er sich seit 1728 ausschließlich der religiösen Schriftstellerei und dem Predigeramt in frommen Konventikeln widmete. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Geistliches Blumengärtlein« (Frankf. u. Leipz. 1729; neueste Ausg., Stuttg. 1905); »Auserlesene Lebensbeschreibungen heiliger Seelen« (1733–53, 3 Bde.; 2. Aufl. 1754); »Brosamen« (Soling. 1773); »Gebete« (neue Ausg., Mülheim 1853) und seine »Briefe« (Soling. 1773–75, 2 Bde.; in Auswahl, Basel 1889). T. ist der bedeutendste Liederdichter der deutschen reformierten Kirche neben Joachim Neander (s. d.). Von seinen mystisch gefärbten, aber gemütvollen und durch wahre Frömmigkeit ausgezeichneten Kirchenliedern sind die bekanntesten: »Gott ist gegenwärtig«, »Jauchzet ihr Himmel, frohlocket ihr englischen Chöre«, »Siegesfürst und Ehrenkönig«, »Nun sich der Tag geendet« etc. Eine Sammlung seiner Schriften erschien Stuttgart 1844–45, 8 Bde.; in Auswahl und Bearbeitung von Schimmelbusch (Düsseldorf 1897, 3 Tle.); die »Geistlichen Lieder mit Lebensgeschichte des Dichters und seiner Dichtung«, von Nelle (Gütersloh 1897); »Lieder und Sprüche«, herausgegeben von Werckshagen (Berl. 1897). Vgl. auch Kerlen, Gerhard T. (2. Aufl., Mülheim 1853).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 428.
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