[491] Thode, Henry, Kunsthistoriker, geb. 13. Jan. 1857 in Dresden, widmete sich seit 1876 philosophischen und kunstgeschichtlichen Studien auf den Universitäten in Leipzig, Wien, Berlin und München und habilitierte sich nach mehrjährigen Studienreisen durch Italien, Frankreich und England 1886 an der Universität Bonn als Privatdozent für Kunstgeschichte. 1889 wurde er nach Frankfurt a. M. als Direktor des Städelschen Kunstinstituts berufen, das er jedoch nur bis 1891 leitete. Während dieser Zeit wurde er mit dem Maler Hans Thoma näher bekannt, auf dessen eigentümliche Bedeutung er zuerst die Aufmerksamkeit weiterer Kreise gelenkt hat. Durch seine Teilnahme an den Bayreuther Festspielen wurde T. auch für Richard Wagner gewonnen, der auf seinen ästhetischen Standpunkt von wesentlichem Einfluß geworden ist. 1894 wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität Heidelberg berufen, 1896 zum ordentlichen [491] Professor ernannt. Außer zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften und Vorträgen hat er veröffentlicht: »Franz von Assisi und die Anfänge der Kunst der Renaissance in Italien« (Berl. 1885, 2. Aufl. 1904); »Die Malerschule von Nürnberg im 14. und 15. Jahrhundert« (Frankf. a. M. 1891); »Hans Thoma« (Wien 1892); »Federspiele« (Dichtungen, mit Zeichnungen von Thoma, 2. Aufl., Frankf. a. M. 1900); »Der Ring des Frangipani« (eine Dichtung, 3. Aufl., das. 1901; s. Lang von Wellenburg 2); in Knackfuß' »Künstlermonographien« die Bände: »Andrea Mantegna« (Bielef. 1897), »Correggio« (das. 1898), »Giotto« (das. 1899) und »Tintoretto« (das. 1901); »Hans Thomas Gemälde« (Frankf. a. M. 190006, 5 Bde.); »Michelangelo und das Ende der Renaissance« (Berl. 190203, 2 Bde.); »Böcklin und Thoma. Acht Vorträge über neudeutsche Malerei« (Heidelb. 1905). In Hans Meyers »Deutschem Volkstum« (2. Aufl., Leipz. 1903) schrieb er den Abschnitt »Die deutsche bildende Kunst« (Sonderdruck in »Meyers Volksbüchern«). Seit 1894 gibt er mit H. v. Tschudi das »Repertorium für Kunstwissenschaft« heraus.