Frangipāni

[824] Frangipāni (spr. frandschi-), röm. Adelsgeschlecht, das, seit 1014 urkundlich erwähnt, im 12. und 13. Jahrh. eine hervorragende Rolle spielte. Die F. hatten das Kolosseum, den Titusbogen, einen Teil des Palatin und andre antike Bauwerte zu Türmen und Palästen umgewandelt. Giovanni F., Herr von Astura, nahm den Staufen Konradin 1268 auf dessen Flucht gefangen und lieferte ihn an Karl von Anjou aus. Ein Zweig des Geschlechts blüht noch in Friaul. Das kroatische Geschlecht F. oder Frangepani führt zwar seinen Ursprung auf die römischen F. zurück, ist aber slawischer Abkunft und heißt eigentlich Frankopan (»Franz der Herr«). Aus der 1209 von Andreas II. mit der Herrschaft Modrusch belehnten Familie stammten: 1) Christoph, Graf von F., geb. vor 1484[824] in Venedig, gest. 26. Sept. 1527 vor Warasdin an der Drau, schloß sich, nachdem er seit 1510 unter Maximilian I. gegen seine Vaterstadt und seit 1523 unter Ludwig II. gegen die Türken tapfer gefochten, dem Gegenkönig Johann Zapolya an. 1513–19 war F. vermählt mit Apollonia Lang von Wellenburg (s.d.). In der Gefangenschaft zu Venedig (Juni 1514 bis Januar 1519) ließ er das den Bibliophilen bekannte, vielleicht von ihm selbst übersetzte »Deutsch römische Brevier« durch Gregorius de Gregoriis 1518 drucken. Vgl. H. Thodes Dichtung »Der Ring des F., ein Erlebnis« (Frankf. a. M. 1895). – 2) Nikolaus, Graf von F., zeichnete sich in den Kriegen Kaiser Rudolfs II. gegen die Türken aus und ward vom Kaiser Matthias zum Bau von Dalmatien, Kroatien und Slawonien ernannt; starb 1647 in Wien. – 3) Franz Christoph, Graf von Tersat, stand mit dem Palatin Wesselényi, Franz Nadasdy und seinem Schwager Peter Zriny an der Spitze der Empörung gegen Kaiser Leopold I. in Ungarn und wurde mit Zriny 30. April 1671 zu Wiener-Neustadt enthauptet. Seine Güter wurden eingezogen und seine Familie des Adels beraubt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 824-825.
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