Tsu-hsi

[784] Tsu-hsi, Kaiserin-Witwe und seit 1875 Regentin Chinas. Als Nebenfrau des Kaisers Hsien Fung (gest. 1861) verdankt sie ihren Einfluß zuerst dem Umstande, daß der Kaiser Tung-tschi (1862–75) ihr Sohn war.[784] Nach seinem Tod übernahm sie 1875 gemeinschaftlich mit der Kaiserin-Witwe Tsu An, der legitimen Gemahlin des Kaisers Hsien Fung, und nach deren Tod (1881) allein die Vormundschaft des vierjährigen Kaisers Kwang Su. Durch ihre Energie wahrte sie ihren Einfluß auch nach der Großjährigkeitserklärung des Kaisers (1889). Ihre Politik gegenüber Korea führte 1894 den unglücklichen Krieg gegen Japan herbei. Den nach dem Frieden von Schimonoseki geplanten Reformen war sie anfangs geneigt; als aber der Kaiser durch radikale Änderungen die Anhänger des Hergebrachten verstimmte und den »Pachtverträgen« mit Deutschland, Rußland, Frankreich und England zugestimmt hatte, vollzog sie 20. Sept. 1898 den Staatsstreich, der ihr wieder die Zügel der Regierung überlieferte. Über ihr Bündnis mit den Boxern s. China, S. 54 s. Erst am Tage nach dem Entsatz der Gesandtschaften floh sie (15. Aug. 1900) nach Singanfu, von wo sie im November 1901 nach Peking zurückkehrte. Seitdem gibt sie im höchsten Rat des Reiches wieder den Ausschlag.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 784-785.
Lizenz:
Faksimiles:
784 | 785
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika