[799] Tungūsen, zur altaischen Gruppe der Mongolen gehörige Völkerfamilie im nordöstlichen Asien, die eigentlichen T. und die Mandschu (s. d.) umfassend (s. Tafel »Asiatische Völker I«, Fig. 11). Die Wohnsitze der erstern liegen im östlichen Sibirien zwischen Jenissei, Nördlichem Eismeer und dem Lande der Tschuktschen. Einzelne Zweige der T. führen besondere Namen (Tschapogiren, Oroken, Orotschen, Orotschonen, Manägren); auch die Dauren, Gilghanen und Golden im Amurgebiet werden zu den T. gerechnet. Mischlinge der T. und Giljaken sind die Negda (s. d.). Sie sind mittelgroß mit breiten Schultern, etwas kurzen Extremitäten und kleinen Händen und Füßen, hager und sehnig-muskulös. Die Hautfarbe ist gelbbräunlich, das Auge braun, das Haar schwarz, schlicht, struppig und stark, das Barthaar sehr spärlich, die Kopfbildung entschieden mongolisch. Das Gesicht trägt den Ausdruck der Gutmütigkeit oder Indolenz. Ihre Zahl wird auf 6070,000 geschätzt. Über ihre Sprache s. Tungusische Sprache. Die T. sind meist Jäger und Nomaden; doch gibt es auch ansässige Pferde-, Renntier- und Hundetungusen. Hauptreichtum ist das Renntier, Hauptbeschäftigung die Jagd auf Pelztiere, Hauptnahrung sind Fleisch und Milch des Renntiers, getrocknete Fische, eine Art Käse und Butter u. dgl. Ihre Kleidung setzt sich zusammen aus Beinkleidern, der Parka, einer Art Bluse, der Dacha, einem Mantel ohne Ärmel, Mütze und Stiefeln, alles aus Renntierfell. Vgl. Tafel »Asiatische Kultur I«. Wenige T. sind Christen, die Mehrzahl bekennt sich zum Schamanismus (s. d.). Vgl. Hiekisch, Die T. (2. Aufl., Dorpat 1882); F. Müller, Unter T. und Jakuten (russische Olenek-Expedition, Leipz. 1882); Schrenck, Reisen und Forschungen im Amurlande (Petersb. 188191); Scheßtin in »Sapiski der Priamurskischen Abteilung der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft« (russ., Chabarowsk 1898,7393); Huth im »Jahresbericht des Frankfurter Vereins für Geographie und Statistik«, 1899.