Waetzoldt

[435] Waetzoldt, Stephan, Schulmann und Dichter, geb. 3. Juni 1849 in Hennersdorf (Kreis Reichenbach in Schlesien), gest. 4. Juni 1904 in Berlin, Sohn des spätern, auf dem Gebiete des preußischen Seminar- und Volksschulwesens verdienten Geheimrats Gustav Adolf W. (1815–93), studierte in Marburg, Berlin, Paris neuere Sprachen, war 1874–78 Erzieher des Herzogs Georg Ludwig von Oldenburg, 1878–1886 Oberlehrer der höhern Mädchenschule und des Lehrerinnenseminars am Johanniskloster in Hamburg, dann bis 1893 Direktor der königlichen Elisabethschule[435] in Berlin, hierauf Regierungs- und Schulrat in Magdeburg, seit 1897 Provinzialschulrat in Breslau und seit 1899 vortragender Rat im Kultusministerium zu Berlin. In Berlin war er nebenamtlich 1887–90 Professor an der Kriegsakademie und Mitglied der Militär-Oberexaminationskommission, seit 1890 Professor der französischen Sprache und Literatur an der Universität. W. unternahm in amtlichem Auftrage verschiedene Reisen ins Ausland zum Studium der Anstalten für weibliche Bildung und weilte 1892 längere Zeit als deutscher Kommissar für die Weltausstellung in Chicago. Er schrieb: »Heimat und Fremde. Ein Märchen und Lieder« (Oldenb. 1876); »Ein Wintermärchen« (Hamb. 1880); »Pariser Tagezeiten« (das. 1880); »Zwei Goethevorträge« (Berl. 1888; 2. vermehrte Aufl., Leipz. 1903); »Das höhere Mädchenschulwesen des Auslandes« (in Wychgrams »Handbuch«. Leipz. 1897) u. a. In den »Niederdeutschen Denkmälern« gab er »Flos unde Blankflos« (Heft 1, Norden 1880) heraus. Mit Zupitza leitete er 1890–94 das »Archiv für das Studium der neuern Sprachen und Literaturen« (Bd. 84–93). Vgl. Wychgram, Stephan W. (Leipz. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 435-436.
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