[294] Waffentänze (Kriegstänze), von bewaffneten Männern geübte, je nach dem Anlaß, der Kulturhöhe und dem Volkscharakter feierliche oder mehr oder minder wilde Tänze, die meist ein mimisch-kriegerisches, in der Regel in rhythmischen Bewegungen vor sich gehendes Kampfspiel darstellen, dem sehr häufig mythologische Vorstellungen zugrunde liegen. Bei den Australiern zünden die Weiber nachts ein Feuer an, setzen sich in einiger Entfernung auf den Boden, trommeln auf ein über das Knie gelegtes Opossumfell und singen eintönige Weisen; dann erscheinen die Tänzer mit Speeren und Feuerbränden in den Händen, und unter wildem Geheul, wobei die Speere gewaltig aneinander geschlagen und die Fackeln hin und her geschwungen werden, geht allmählich der Tanz in ein tolles Rennen und Jagen im Kreis über. Auf Neuseeland führten die Maori, bevor es zur Schlacht kam, einen ungemein wilden Tanz auf, wozu man besondere Lieder sang. Auf den Antillen (auf Jaragua) wurden schon die spanischen Entdecker mit [294] Tänzen und Waffenspielen empfangen. Wer bei den Indianern Nordamerikas einen Kriegsgesang an stimmt, den Kriegstanz ausführt und eine Gefolgschaft zusammenbringt, ist Anführer; dagegen wird bei ihnen der Skalptanz, eine hohe religiöse Zeremonie, gleichsam als Siegesfeier nach gewonnener Schlacht, nur von Frauen ausgeführt. Bei den alten Griechen war der berühmteste Waffentanz die Pyrrhiche (s. d.), als deren Erfinder die Kureten galten. Bei den Römern führten Salier, Marspriester, im Beginn des März öffentliche W. aus und bewaffnete und berittene Knaben das Trojaspiel, das auch bei feierlichen Gelegenheiten (Begräbnissen) von Erwachsenen ausgeführt wurde. Die Germanen veranstalteten W. zu Ehren des Schlachtengottes Tyr und auch sonst in Verbindung mit Opferfesten und Aufzügen Schwerttänze. Im Mittelalter führten an vielen Orten die Messer- und Waffenschmiede in der Karnevalszeit einen öffentlichen Schwertertanz aus. Ähnliche Tänze fanden in den Keltenländern, in England beim Maifest (s. Morrisdance), in Skandinavien zur Fastnacht, in dem Sinne einer Befreiung der Sonne aus Wintersgewalt, statt, wobei die Herausführung der letztern aus dem Wintergefängnis durch labyrinthische Bahnen der Tänzer, wie schon bei der Pyrrhiche, dem Trojaspiel und dem Geran os oder Labyrinthtanz von Kreta und Delos versinnlicht wurde. Im Depart. Niederalpen wird noch heute ein Waffentanz am Rochusfest, Bachuber genannt (also wohl zur Vertreibung der Pestdämonen), ausgeführt, wobei die Weiber in der Mitte stehen und einen Gesang anstimmen, während die jungen Leute ihre in der Kirche bewahrten Schwerter bald schirmend gegen die Mitte ihres Kreises halten, bald laut aneinander schlagen. Auch in Deutschland ist hier und da noch der Schwertertanz (Eifelgebirge) um Weihnachten und Ostern im Schwange. Vgl. Müllenhoff, Über den Schwerttanz (Berl. 1871).