Wendehals

[528] Wendehals (Iynx L.), einzige Gattung aus der Familie der Wendehälse (Iyngidae) und der Ordnung der Klettervögel, gestreckt gebaute Vögel mit langem Hals, ziemlich kleinem Kopf, kurzen und stumpfen Flügeln, mittellangem, breitem Schwanze, kurzem, geradem, spitzem Schnabel, sehr stark ausstreckbarer, fadenförmiger Zunge und ziemlich starken Füßen. Der W. (Drehhals, Natterwendel, Otterwindel, Iynx torquilla L., s. Tafel »Klettervögel II«, Fig. 1) ist 18 cm lang, 29 cm breit, oberseits licht aschgrau mit dunklern Wellen und Punkten, unterseits weiß mit wenigen dunkeln, dreieckigen Flecken, an Kehle und Unterhals gelb, quer gewellt, vom Scheitel zieht sich ein schwärzlicher Längsstreifen bis zum Unterrücken herab; die Schwingen sind rot- und schwarzbraun gebändert, die Schwanzfedern sein schwarz gesprenkelt und schmal gebändert. Der W. lebt in Europa und Asien bis etwa 62° nördl. Br., auch in Nordafrika, bewohnt vorzüglich Baumpflanzungen und Vorhölzer, weilt bei uns von Ende April bis September. Im Winter geht er in Afrika bis zum Äquator und nach Indien. Er ist träge. auf dem Boden wenig geschickt, klettert und fliegt ungern, in der Erregung und zur Abwehr verdreht er Hals und Kopf, verbeugt sich, breitet den Schwanz aus, verdreht die Augen, sträubt die Kopffedern etc. Er nährt sich von Ameisen, Raupen, Larven und Puppen. Er nistet jährlich nur einmal und legt Mitte Mai in Baumhöhlen, auch wohl in Starkasten 7–12 glänzend weiße Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 22), die das Weibchen fast allein ausbrütet. Das Nest wird höchst unreinlich gehalten. In der Gefangenschaft wird er leicht zahm und ist durch sein eigentümliches Benehmen sehr unterhaltend. Die Alten deuteten letzteres als Verliebtheit, schrieben ihm liebeweckende Kraft zu und benutzten ihn zu allerlei Zaubermitteln (vgl. Iynx, Bd. 10, S. 119).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 528.
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