Wurfeisen

[771] Wurfeisen (Wurfmesser, im östlichen Sudân Trumbasch oder Kulbeda, arab. Schangermanger), messer- oder sichelartige eiserne Wurfwaffe, an deren flachen, 2–5 cm breiten Stiel eine oder mehrere, mit jenem in gleicher Ebene liegende dolchartige Klingen angebracht sind (s. Tafel »Entstehung der Waffen« bei Artikel »Waffen«, Fig. 14 u. 15).[771] Der Handgriff ist in der Regel umflochten. Das W wird horizontal geschleudert, wobei es Drehungen um sich selbst beschreibt und durch die Schneiden verwundet. Hervorgegangen ist das W. aus hölzernen Wurfwaffen, wie sie die alten Ägypter verwendeten und wie sie von Kindern im Sudân noch heute geführt werden. Seiner relativen Kostbarkeit wegen ist das eiserne Wurfmesser fast überall in seinem Verbreitungsbezirke zur Handwaffe oder zum Droh- und Prunkgerät geworden; nur bei vereinzelten Völkern südlich vom Tsadsee wird sie noch zum Fernkampf gebraucht. Das Verbreitungsgebiet des Wurfeisens ist ausschließlich auf Afrika beschränkt; es reicht von Tibesti im N. bis über den mittlern Kongo im S. und von den Fan an der Westküste bis zu den Niam-Niam und A-Lur im O. In diesem weiten Gebiet hat es die mannigfachsten Formen angenommen, unter andern auch die von fast kreisrunden, am Rande scharfen Scheiben (Bassongo Mino) oder auch von Vogelkopfform (Fan). In dieser Form erinnert das W. an den Tschakra (s. d.). Vgl. Schurtz, Das Wurfmesser der Neger (im »Internationalen Archiv für Ethnographie«, Bd. 2, Leiden 1889); Jähns, Entwickelungsgeschichte der alten Trutzwaffen (Berl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 771-772.
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