[242] Akarnanien, 1) (a. Geogr. u. Gesch.), eine der Hauptprovinzen des eigentlichen Hellas, in S. u. W. von dem Ionischen Meere begrenzt, nördlich durch den Ambrakischen Meerbusen von Epiros, östlich durch den Acheloos von Ätolien getrennt; gebirgig: Thyamos, Idomenä; Flüsse: Arachthos, Inachos, Acheloos, Anapos, u. a.; See: Melite. Die Akarnaner, ein ursprünglich zu den Kureten gehöriger, nachher mit Argivern (s. Akarnan) vermischter Volksstamm, kommen erst später in der griechischen Geschichte vor, weil sie für halbe Barbaren gehalten wurden u., in ihren Gebirgen wohnend, sich auch an Griechenlands Unternehmungen nicht betheiligten. Erst im Peloponnesischen Kriege traten sie in einen Bund mit Athen. Die einzelnen Stämme bildeten damals eine Amphiktyonie die ihren Sitz in Olpä hatte; in Kriegsfällen standen sie unter einem gemeinschaftlichen Strategen; sie hatten ihr Gebiet über den ganzen südlichen Lauf des Acheloos, bis nach Pleuron hin ausgebreitet; von weiteren Unternehmungen hielten sie die, mit Ätolien verbundenen Spartaner ab. In der macedonischen Zeit standen sie an Macht den ihnen feindseligen Ätolern nach; da die Ätoler einen Einfall in Thessalien machten, benutzten die Akarnaner ihre Abwesenheit zu einem Angriff auf Ätolien. Zurückgeschl. agen, verband en sie sich unter Aristophantos mit Macedonien, allein dieser Bund half ihnen nichts, u. die Ätoler eroberten ganz A. Philippos III. von Macedonien nöthigte die Ätoler A. wieder frei zu geben, u. wahrscheinlich ward jetzt der Acheloos die Grenzscheide beider Völker. Weil die Akarnaner mit den Macedonern Freundschaft geschlossen hatten, so wendeten sich die Römer auch gegen sie u. ohne sie besiegt zu haben, schlugen sie deren Land, so wie Ätolien, nach der Eroberung Korinths zur Provinz Epiros, s.d. Später hieß es Karnia. Kunstwerke fand man in A., obgleich griechische Cultur sich hierher verbreitet hatte, doch nicht in reichem Maße; akarnanische Münzen zeigen das mit einem Stierhaupte bedeckte Haupt eines Heroen, auf dem Revers den bogenbewehrten Apollo nackt auf einem Throne sitzend; 2) jetzt Landschaft in Griechenland, bildet den nordwestlichsten Theil Livadiens od. Festgriechenlands, grenzt im O. an Ätolien u. Eurytane, im N. an die türkische Provinz Albanien od. Epiros u. wird im W. vom Busen von Arta (Ambrakia) u. dem Jonischen Meere bespült; bewässert vom Aspropotamos (Acheloos), welcher zugleich die natürliche Ostgrenze bildet, u. von den Gebirgsketten des Makrinoros (Thyamos) durchzogen. 3) A. n. Ätolien bilden nach der neuesten Eintheilung eine Nomarchie mit 6 Eparchien u. 101,600 Ew.; Hauptstadt Missolunghi (s.d.).