[364] Barȳum, 1) (Min.), s. Baryt; 2) (Chem.), das Metall des Baryts (s.d.), als solches von Davy 1818 mittelst der Voltaischen Säule dargestellt; ähnelt dem reinsten Silber, ist fest, läßt sich dehnen, hämmern u. feilen, schmilzt erst in[364] der Rothglühhitze, wird nur in den höchsten Hitzgraden verflüchtigt, an der Luft schnell matt, wie auch in Verbindung mit Wasser, das unter Entbindung von Wasserstoffgas schnell von ihm zersetzt wird. A) Durch Aufnahme von Sauerstoff: Baryt (Baryterde, Baryta, Barya, Schwererde, Terra ponderosa, BaO), als eigene Erdart von Scheele 1774 unterschieden u. aus dem Schwerspath dargestellt; aus 1 At. B. u. 1. At. Sauerstoff, kommt als kohlensaurer Baryt im Witherit, als schwefelsaurer Baryt im Baryt od. Schwerspath vor, wird durch Glühen aus dem kohlensauren Baryt rein geschieden, schmeckt urinös, wirkt auf thierische Theile ätzend, reagirt alkalisch, bildet mit Säuren Salze (s. unten), erhitzt sich mit wenigem Wasser heftiger als gebrannter Kalk u. wird zu Baryt-Hydrat (BaO, HO), löst sich in 200 Theilen kochendem Alkohol u. Wasser. Wird die Auflösung in destillirtem Wasser abgedunstet, so krystallisirt er, 9 At. Wasser (Krystalisationswasser) aufnehmend, federartig u. in 6seitigen Säulen; schmilzt bei höherer Temperatur im eignen Krystallisationswasser, wird nach Verdunsten desselben pulverig, schmilzt bei noch mehrerem Erhitzen dann zu einem Öle u. bildet beim Erkalten eine krystallinische Masse, die aber noch immer 1011 Proc. Hydratwasser enthält. Der krystallisirte B. löst sich in 24 Theilen, der geschmolzene in 48 Th kalten Wassers u. in gleichen Theilen heißen Wassers auf u. bildet so das Barytwasser (Aqua barytae), welches, wie das Kalkwasser, zu einem Reagens auf Arsenik dient. Man stellt den Baryt auch durch Glühen von salpetersaurem Baryt od. auf nassem Wege durch Glühen des Schwerspathes mit Kohle, um Schwefel-B. darzustellen, u. Kochen des Schwefel-B-s mit Kupferoxyd u. Wasser dar. Man hat den Baryt in der Rübenzuckerfabrikation zur Abscheidung des Zuckers als Zucker-B., so wie außerdem zur Extraction des Sauerstoffs aus der Luft vorgeschlagen. Durch Verbindung mit einer noch größeren Menge Sauerstoff (85 Th. B., 15 Th. S.) wird das B-oxyd zu Baryumsuperoxyd BaO2 (Deut- od. Peroxyd), indem man Sauerstoffgas über dasselbe glühend streichen läßt; es ist dies eine weißgraue Masse, schmilzt leichter als jenes u. dient bes. zu Bereitung des Wasserstoff-Superoxyds. Baryumsalze sind farblos, häufig in Wasser unlöslich u. dann, mit Ausnahme des schwefelsauren B., in Salz- u. Salpetersäure löslich. Die Lösungen aller, so wie auch das B-wasser geben mit Schwefelsäure u. Lösungen schwefelsaurer Salze einen weißen, in Säuren unlöslichen Niederschlag. Die wäßrigen Lösungen neutraler B-salze werden auch durch phosphor-, kohlen-, oxal- u. bernsteinsaure Salze gefällt, die Niederschläge aber durch Salz- u. Salpetersäure gelöst. B, wirkt giftig u. ist als Mittel gegen Skrophelsucht (auf Hufelands Empfehlung) wenig wirksam befunden worden. Gegen Barytvergiftung muß man Lösungen schwefelsaurer Salze (z.B. Glaubersalz) nehmen lassen; dann bildet sich Schwerspath im Magen, der wegen Unlöslichkeit ungiftig ist. B) B. u. Chlor: Chlor-Baryum (Ba Cl + 2 HO, salzsaurer Baryt, Baryta muriatica, Terra ponderosa salita), wird durch Zerlegung des Schwefelbaryums, od. auch des kohlensauren Baryts durch Salzsäure, od. des schwefelsauren Baryts mittelst Chlorcalcium dargestellt, wurde von Scheele entdeckt, krystallisirt in weißen durchscheinenden, glänzenden, rhombischen Säulen od. Tafeln, auch zuweilen in doppelt 8seitigen Pyramiden, od. bei schnellem Verdampfen in dünnen Blättchen, ist in Wasser löslich, luftbeständig, schmeckt bitter, scharfsalzig, ist ekelerregend, wirkt giftig, wird in kleinen Gaben aufgelöst bes. gegen Skrophelnangewendet. C) B. u. Jod: Jod-Baryum, Ba J, bildet sich, wenn jodwasserstoffsaures Gas mit Ätzbaryt in Berührung kommt, unter Erglühen u. Wasserbildung, krystallisirt in seinen Nadeln, löst sich leicht in Wasser u. Weingeist, zersetzt sich in dieser Lösung beim Zutritt der Luft, ist nicht officinell. D) B. u. Brom: Brom-Baryum (Ba Br), durch Neutralisation von kohlensaurem Baryt mit Bromwasserstoffsäure erhalten, krystallisirt in glänzenden Tafeln, die sich in Wasser u. Weingeist lösen. E) B. u. Schwefel: Schwefel-Baryum (Bariumsulphür, Ba S), wird durch Glühen einer Mischung von feingepulvertem Schwerspath, Kohle u. Roggenmehl bereitet, ist blaßleberfarben, schmeckt ätzend, schwefelartig, verhält sich wie Schwefelkalium, entwickelt beim Zusatz von Säuren Hydrothiongas. Aus der concentrirten heißen wäßrigen Lösung krystallisirt es in durchsichtigen Tafeln, od. doppelt 6seitigen, abgestutzten Pyramiden, die an der Luft bald gelb werden u. in 24 Theilen kalten Wassers löslich sind, als wasserhaltiges Schwefel-B. Der Bononische Leuchtstein (Barytmagnet) ist Schwefel-B. mit Schwerspath vermengt, wird bereitet, indem man aus einem Teige von feingepulvertem Schwerspath u. Tragantschleim kleine Cylinder formt, diese trocknet, zwischen Kohlen glüht, im Sonnenschein abkühlen läßt u. in hermetisch verschlossenen Gläsern verwahrt. Er leuchtet im Dunkeln, wenn er geglüht od. eine Zeit lang den Sonnenstrahlen ausgesetzt worden. F) B. u. Phosphor: Phosphor-B., bildet sich u. verhält sich gegen Wasser wie Phosphorkalium, entwickelt selbst entzündliches Phosphorwasserstoffgas, eine braunschwarze, metallglänzende, ziemlich leichtflüssige Masse. G) Der künstlich dargestellte schwefelsaure Baryt (Blancfix od. Permanentweiß), durch Fällen von Chlor- od. Schwefel-B. mittelst schwefelsaurem Natron dargestellt, ist ein weißes Pulver, das gegenwärtig anstatt des Bleiweißes u. Zinkweißes vielfache Anwendung findet.
Brockhaus-1911: Mangansaures Baryum · Baryum
Pierer-1857: Baryum-Chlorür