[481] Beethoven, Ludwig van B., geb. 17. Dec. 1770 zu Bonn, Sohn eines Tenoristen an der Capelle des Kurfürsten von Köln, erhielt von seinem Vater den ersten Unterricht in der Musik, für welche er eine ungewöhnliche Anlage zeigte; schon im 11. Jahre zog er durch sein gewandtes u. ausdrucksvolles Clavierspiel u. im 13. durch seine Compositionen die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich. Von dem Hoforganisten van der Eden u. dem Componisten Neefe weiter ausgebildet, nahm der Kurfürst Interesse an dem jungen B., der kaum 16 Jahr alt als Organist an der Kurfürstlichen Capelle angestellt wurde. Nach dem Tode des Kurfürsten erhielt B. durch die Protection des Grafen Waldheim, der sich seiner annahm, die Mittel, nach Wien zu gehen, um dort unter Haydn u. Albrechtsberger seine Kenntniß der Compositionslehre zu vervollkommnen. Anfangs nur als Clavierspieler bewundert, namentlich in. Bezug auf die Kraft u. den Ausdruck seiner freien Phantasien, erweckte er nach u. nach durch seine Compositionen ein bei Weitem größeres Interesse u.[481] sah sich bald in die feinsten Cirkel der österreichischen Hauptstadt eingeführt; ja der Erzherzog Rudolf u. einige hochgestellte Gönner wirkten für B., um ihn an Wien zu fesseln, eine Jahresrente aus. Indeß verstand B. nicht die Umstände zu seinen Gunsten zu benutzen. Sein sonderbares Wesen, die Vernachlässigung conventioneller Formen u. seiner privaten Angelegenheiten, erregte nicht selten Anstoß u. Ärgerniß. Dabei war er mißtrauisch u. launisch, eine Eigenschaft, die sich noch mehr steigerte, als er das Unglück hatte, nach u. nach sein Gehör zu verlieren. Trotz seiner Taubheit erlosch seine musikalische Schöpfungskraft nicht, ja es schien, als ob dieselbe sich zu größerer Energie entfaltete. Seit 1815 übernahm er die Vormundschaft eines Neffen u. bereitete sich dadurch eine Menge Unannehmlichkeiten, ja er sah sich sogar in Folge dessen in einen Proceß verwickelt, der erst 1820 zum Austrag kam. Auf diesen Neffen übertrug er seine ganze Zärtlichkeit u. führte, um ihm ein Capital hinterlassen zu können, ein höchst eingeschränktes Leben. Im Herbste 1826 dirigirte er zum letzten Male bei der Aufführung der Symphonie in D moll u. der Missa solemnis in D moll. Er st. am 26. März 1827 u. wurde auf dem Friedhofe zu Wahring bei Wien bestattet. Seine Vaterstadt Bonn setzte ihm 1845 ein von Hänel entworfenes in Erz gegossenes Denkmal. Viele seiner musikalischen Entwürfe blieben leider unausgeführt, so die 10. Symphonie. Außer vielen kleineren Musikstücken schrieb er 35 Sonaten für das Pianoforte, über 50 Duette, Terzette u. Concertstücke für mehrere Instrumente, sowie 8 Cantaten mit Orchesterbegleitung, die Oper Fidelio, die Musik zu Goethes Egmont, 10 Ouverturen, 10 Symphonien u. 2 Messen für das ganze Orchester. Seine Studien in der Harmonie u. dem Contrapunkt wurden vom Ritter v. Seyfried veröffentlicht, Wien 1832. Vgl. Wageler u. Ries, Biographische Notizen über Ludw. van B., Kobl. 1838; Schindler, Biographie von L. v. B., 2. A. Münst. 1845; Neumann, L. v. B., eine Biographie, Cass. 1854; Lenz, Beethoven et ses trois styles, Petersb. 1852 f., 3 Bde.