Casāle

[724] Casāle (Casal), 1) Provinz des Königreichs Sardinien, am Po, begrenzt von den Provinzen Vercelli, Alessandria, Asti u. Turin; zum großen Theil eben, bewässert von dem Po mit den Nebenflüssen Grana, Gattola, Stura, Versa; viele schwefelige Mineralquellen; Producte sind: Getreide, Reis, Flachs, Hanf, Wein, Pferde, Rindvieh; 172/3 QM., 114,400 Ew.; 2) Hauptstad darin am Po, war lange eine Hauptfestung von Europa; die St. Hilariuskirche aus dem 4., die Kathedrale aus dem 8. Jahrh., Hospitäler u. Wohlthätigkeitsanstalten, Waisenhaus, Normal- u. Freischule, Collegium, geistliches Seminar, öffentliche Bibliothek, Bischof, Großrabbinat, Appellationsgericht (Real Senato), mehrere Klöster, Seidenspinnereien, Fabriken von Syrup de Casale (aus den Wurzeln einer Art Schilf); 19,300 Ew. darunter 750 Juden. – C. wurde 730 vom longobardischen König Liutprand an der Stelle des alten Bodincomagus erbaut; Kaiser Otto II. erhob es zu einem Marquisat; dasselbe erhielten die [724] Montferrats (s.d.) u. nahmen ihre Residenz in der Stadt C., welche 1474 auch Sitz eines Bischofs wurde; 1590 legte Graf Vincenz die Citadelle an. Nachdem C. 1629, 1630 u. 1640 vergebens von den Spaniern belagert worden war, wurde es endlich 1652 von denselben erobert, aber an Herzog Karl III. von Savoyen zurückgegeben; 1681 verkaufte es Herzog Karl IV. an Frankreich; 1695 wurde es von den Verbündeten genommen u. geschleift; 1703 befestigten es die Franzosen wieder, verloren es aber 1706 an Savoyen. Im Österreichischen Erbfolgekrieg (s.d.) wurde es 1746 von der spanisch-französischen Armee besetzt; den 18. Mai 1799 von den Österreichern genommen, s. Französischer Revolutionskrieg.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 724-725.
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