Centralbewegung

[812] Centralbewegung, krummlinige Bewegung eines Körpers um einen bestimmten Punkt, Centralpunkt, welche durch das Gegeneinanderwirken zweier verschiedenen Kräfte bewirkt wird; die eine als Centripetalkraft od. Centralkraft geht von dem Centralpunkte aus u. würde alleinwirkend den Körper zu sich heranziehen. Dies verhindert die andere, die Centrifugalkraft (Flieh- od. Tangentialkraft), welche ursprünglich auf den sich bewegenden Körper in der Art gewirkt hat, daß derselbe sich von seinem damaligen Orte in einer Richtung entfernt haben würde, welche mit der Linie, die ihr mit dem Centralpunkte verbindet, einen rechten Winkel bildet. Diese Richtung wurde durch die Centripetalkraft modificirt u. der Körper gezwungen eine krummlinige Bahn um den Centralpunkt einzuschlagen. Bleiben beide Kräfte sich gleich, so erfolgt die Bewegung in einem Kreise, wie bei einem Steine, der, an einen Faden gebunden, um die Hand geschwungen wird; er weicht seitwärts aus, sobald der Faden reißt, also auch die Centripetalkraft zu wirken aufhört. Verändern sich die Kräfte in ihrer Stärke gegen einander, so ist auch die krummlinige Bewegung eine abweichende, so in einer Ellipse bei dem Planetenumlauf um die Sonne. Die Lehre von der C. erläutert Nairnes u. Eisenlohrs Centrifugalmaschine (Schwungmaschine), eine Maschine, mittelst welcher man im Stande ist, die Stärke des Bestrebens eines in C. begriffenen Körpers sich von seiner Achse zu entfernen, d.h. seine Centrifugalkraft zu messen. Diese Maschine setzt eine kreisrunde Scheibe in Bewegung. Wird in dem Centrum dieser Scheibe ein Metallstäbchen, an welchem sich einige kreisförmige Metallstreifen auf- u. abbewegen, vertical errichtet, u. wird die Scheibe sodann in rotirende Bewegung versetzt, so nehmen die kreisförmigen Streifen eine elliptische Form an; wird eine durchbohrte Kugel in der Mitte des Metallstäbehens angebracht, so bleibt dieselbe trotz der Bewegung der Scheibe an ihrer Stelle stehen, ebenso werden auch 2 durch eine Feder verbundene, gleichweit vom Drehungspunkte entfernte Kugeln, wenn sie gleichgroß sind, ihre Lage nicht verändern; sind die beiden Kugeln von verschiedener Größe, so werden sie ihre Lage nur dann nicht verändern, wenn ihre Entfernungen vom Drehungspunkte sich umgekehrt verhalten wie ihre Massen. Wenn eine mit Flüssigkeiten von verschiedener specifischer Schwere, z.B. Quecksilber, Wasser. Öl etc. angefüllte Hohlkugel auf der Drehscheibe angebracht u. in Bewegung gesetzt wird, so legen sich die Flüssigkeiten concentrisch[812] an u. zwar, die schwereren am meisten vom Mittelpunkte entfernt, also das Quecksilber außen, im Innern die Luft.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 812-813.
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