Chilōe

[932] Chilōe (spr. Tschiloë), 1) Provinz der südamerikanischen Republik Chile, umfaßt den südlichsten Theil des Festlandes derselben (nach der gewöhnlichen Annahme vom 41° bis 43°571 südl. Br., od. nach den Ansprüchen, welche die chilenische Regierung auf die gesammte südliche Westküste Südamerikas macht, bis ans Cap Horn 56° südl. Br.), die gleichnamige Insel u. den gleichnamigen od. Chonos-Archipel; zerfällt in die 10 Provinzen: Ancud, Calbuco, Carelmapu, Castro, Chacao, Conchi, Dalcahue, Cemui, Quenac u. Quinchao, u. hatte nach den officiellen Berichten von 1855 eine Bevölkerung von 29,293 (civilisirten) Einw.; Hauptstadt: Ancud (San Carlos); 2) (Yslagrande), Insel an der südlichen Westküste von Südamerika. Tbeil der gleichnamigen Provinz von Chile, erstreckt sich vom 41°46' bis 43°26' südl. Br. u. vom 53°23 (bis 54°271) westl. L. (von Ferro), mit einem Flächenraum von ungefähr 170 QM., durch die Straße von Chacao (im N.) vom Festlande getrennt; sehr gebirgig (Spitzen bis zu 2600 Fuß) u. mit dichten, fast undurchdringlichen Waldungen bedeckt; Fluß: Chayhueko (im SW.), zahlreiche kleinere im O.; See: Chayhueko (aus welchem der gleichnamige Fluß ausläuft); Bai: Golf von Ancud; Klima: rauh, doch höchst selten unter 0°, Eis u. Schnee daher fast unbekannt; heftige Stürme, häufige, oft Monate lang fast ununterbrochen anhaltende Regen; Vegetation bei Weitem unergiebiger als auf dem chilenischen Festlande; angebaut werden Bohnen, Lein, Kohl, etwas Getreide u. Obst; dagegen sind die Wälder außerordentlich reich an gutem Bau- u. Nutzholz (Hauptausfuhrartikel); Pferde-, Rindvieh-, Schaf- u. Schweinezucht; Strandvögel, Fische, Austern u.a. Muscheln; angebaut sind nur die Küsten, namentlich die Ost- u. Nordküste, das Innere fast gänzlich unbekannt; außer Holz kommen noch geräuchertes Fleisch (namentlich ausgezeichneter Schinken) u. eingesalzene Fische zur Ausfuhr, Colonial-, Manufacturwaaren u. dgl. zur Einfuhr; Ureinwohner sind die Huliches (Huilliches) zum Auracanostamme gehörig, haben einen geringen Grad von Bildung angenommen, ihre Zahl wird von 20_–40,000 geschätzt; sie bilden noch jetzt die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung; im Allgemeinen herrscht große Armuth; Hauptbeschäftigungen bilden Ackerbau, Viehzucht, Jagd, Holzschlag, Holzhandel, Fischerei u. etwas Baumwollenweberei. – Ch. wurde 1558 von dem Spanier Don G. H. de Mendoza entdeckt; die Ureinwohner nahmen die bald nachfolgenden Spanier Anfangs freundlich auf; spätere Widersetzlichkeiten wurden durch Waffengewalt gedämpft, u. von 1565 an gehörte Ch. mit den umliegenden Inseln der Krone Spanien. Aufstände zu Anfange des 17. u. 18. Jahrh. wurden ebenfalls bald unterdrückt. Als die Spanier 1818 aus Chile vertrieben wurden, hielten sie sich hier noch einige Zeit, mußten aber 1826 auch den Besitz dieser Insel aufgeben, worauf dieselbe der Republik Chile einverleibt wurde. 3) (Chiloe-Archipel), so v.w. Chonos-Archipel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 932.
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