Christoph, St.

[110] St. Christoph (St. Kitts), Insel der Kleinen Antillen zwischen St. Eustach u. Nevis, den Engländern gehörig; 31/2 QM., 23,500 Ew. in 2 Städten u. 9 Kirchspielen; sie ist vulkanisch-gebirgig; das Gebirge erhebt sich in steilen Felsen zu ansehnlichen Höhen, wie in dem erloschenen u. jetzt mit Palmen bewaldeten Vulkan Misery zu 3711 Fuß; in der Mitte der Insel steht der St. Patrick, u. aus dem Schwefelberge (Brimstonehill) strömt fortwährend Rauch aus. Von diesen Höhen fließen mehrere Bäche herab, wie überhaupt die Insel an Quellen reich ist; sie haben aber alle Salzgeschmack u. sind nicht trinkbar; auch heiße Quellen gibt es. Der Boden ist nur in den Thälern fruchtbar u. anbaufähig; das Gebirge dürr; Producte sind Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee, Arrowroot, Ingwer, Citronen, Orangen, Cacao etc., welche alle zur Ausfuhr kommen, wie auch Salz, das aus einer Lagune im S. gewonnen wird. In der Verwaltung ist die Insel mit Antigua verbunden; der Statthalter hat seinen Sitz zu Basse-Terre; ihm zur Seite steht der ausführende Rath aus 10, u. daneben die Gesetzgebende Versammlung (House of Assembly) aus 24 Mitgliedern; die Miliz besteht aus 2 Regimentern. – St. Ch. wurde 1493 durch Colombo entdeckt; zu Anfang des 16. Jahrh. hausten Engländer u. Franzosen da, u. von den von dort vertriebenen, die sich auf der Schildkröteninsel niederließen, stammen die Flibustier; 1693 wurde St. Ch. von dem Flibustier Warner, einem Briten, u. d'Anambuc, einem Normann, besetzt, Letzter ließ sich von der französischen Regierung ein Patent als Gouverneur geben, mußte aber St. Ch. bald den Briten abtreten. Seitdem war die Insel zwischen Franzosen u. Engländer getheilt, doch erhielten 1713 die Engländer den alleinigen Besitz. Am 26. Nov. 1781 wurde St. Ch. von den Franzosen erobert (s. Nordamerikanischer Freiheitskrieg), aber im Frieden von Versailles am 3. Sept. 1783 den Engländern zurückgegeben, s. ebd.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 110.
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