Ekel

[597] Ekel, eigene Art des Gemeingefühls, zunächst als Widerwille gegen Speisen u. Getränke, überhaupt od. gegen gewisse Arten derselben, od. auch gegen Dinge sich äußernd, die, ohne eigentliche u. taugliche Nahrungsmittel zu sein, verschluckt werden sollen. Er geht vom Magen od. vom Nervus vagus aus, ist entweder eine Folge von Übersättigung, od. von der, den Sinnen des Geschmackes u. Geruches widerwärtigen Beschaffenheit mancher Gegenstände u. geht, sich steigernd, in Neigung zum Erbrechen od. auch in wirkliches Erbrechen über. Auf Erregung des E-s hat die Einbildungskraft einen großen Einfluß; dann wird auch der Begriff Ekelhaftigkeit auf dergleichen Stoffe selbst übergetragen, auch wenn nicht von Aufnahme derselben in dem Magen die Rede ist, u. dehnt sich nicht allein auf Unreinlichkeit aller Art aus, sondern auch selbst auf das moralisch widrig Ansprechende. Der E., als Widerwille gegen, zur Nahrung geeignete Stoffe, ist ein häufiger Begleiter von Krankheiten u. deutet immer Störung der Verdauung an; jedoch wird auch wohl absichtlich erregter E., bes. durch Brechmittel in kleinen Dosen, als Ekelcur, benutzt, um in tiefer gewurzelten chronischen Krankheiten, z.B. Geisteszerrüttungen, Krampfübeln, hartnäckigen Wechselfiebern u.a., eine Umstimmung der Lebensthätigkeit zu bewirken. Auch wird die Ekelecur bei Säufern angewendet, entweder durch Mischung des Branntweins mit Brechweinstein od. durch Zumischung von Branntwein zu allen Nahrungsmitteln.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 597.
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