Espe [1]

[897] Espe, 1) (Aspe, Populus tremula), in ganz Nordeuropa gemeiner Waldbaum, der auf jedem Boden fortkommt u. schnell u. gerade zu einer ansehnlichen Größe (60–70, selten 100 F. Höhe in 25–30 Jahren) wächst, aber auch in 60–70 Jahren, nachdem er innerlich faul geworden, wieder eingeht. Die Blätter, oben glänzend hellgrün, unten graugrün, fast weiß, stehen wechselweise auf langen dünnen Stielen, gerathen daher bei dem kleinsten Hauch der Luft in zitternde Bewegung, weshalb der Baum auch Zitterpappel heißt u. das Zittern des Espenlaubes zum Sprichwort geworden ist (eine Legende erzählt, daß Christus einst durch einen Wald gegangen sei, wo alle Bäume sich tief vor ihm verneigt hätten, nur die E. that dies nicht u. zur Strafe zittert sie jetzt immer fort). Die Blüthen erscheinen diöcisch zu Ende März od. im April in dicken, 4–6 Zoll langen hängenden Kätzchen. Samen: mit Wolle umgeben, schon im Mai reifend u. vom Winde weit zerstreut. Das gleichspaltige, leichte, weiche, zähe u. weiße, oft aber auch gelbliche, zuweilen geflammte Holz, gehört sowohl als Bau-, als auch als Brenn- u. Kohlenholz zu den schlechtesten Arten (es verhält sich zum Buchenholz = 2261/2 : 360 u. in Kohlen = 988 : 1600; der Kubikfuß wiegt frisch 501/2 Pfd., halbtrocken 39 Pfd., dürr 281/2 Pfd.) u. dient allenfalls zu Tischler-, Drechsler- u. Bildhauerarbeiten; die trockenen, sehr dauerhaften Breter davon sind wegen ihrer Weiße bes. auch zu Fußböden gut; auch lassen sich aus den großen Stämmen, da sie in der Nässe gut aushalten, Back- u. Brunnentröge, auch Mulden bereiten; das junge Holz u. die Äste geben gute Hopfenstangen u. Weinpfähle; die Wurzel liefert zuweilen schönes Masernholz, welches durch eine mit Scheidewasser bereitete Eisenauflösung noch um Vieles verschönert werden kann. Die Kohle ist gut zur Bereitung des Schießpulvers, die Asche gut in Seifensiedereien, die Rinde dient zum Gerben, gibt getrocknet hellbrennende Lichtspähne, u. Zweige u. Blätter geben eine schöne gelbe Farbe. Zum Anbau bestimmt nur, daß die E. auch auf wüsten Plätzen, wo andere Bäume nicht fortkommen, gut wächst u. öfter u. geschwinder, als andere Holzarten, auch als Unterholz zu benutzen ist; auch läßt sie sich, wie Weiden, aller 4–5 Jahre köpfen; sie wird im 5–60. Jahre schlagbar. Der Stock schlägt zwar selten wieder aus, treibt aber sehr viel Wurzelschößlinge; überhaupt wurzelt sie breit. Diese Wurzelschößlinge schaden den jungen Buchen, nicht aber der aus Samen entstandene Anflug; es ist daher nicht gut, E-n vor der Buchenanpflanzung auf dieser Stelle wegzuschlagen, da dadurch eben die Wurzeln schädlich werden. 2) Schwarze E., s.u. Pappel. 3) Balsam-E., so v.w. Balsampappel, s.u. Pappel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 897.
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