Farnesischer Hercules

[120] Farnesischer Hercules, von Glykon aus Athen verfertigt u., wie man glaubt, einem Erzkoloß des Lysippos nachgebildet, kolossale Statue, aus Parischem Marmor, 11 Fuß hoch, das schönste Muster der männlichen Kraft, stellt den Hercules dar, wie er unmittelbar nach Erbeutung der Hesperidischen Äpfel auf die Keule gestützt, die goldenen Apfel in der Hand haltend, mit einem sinnenden, fast schwermüthigen Gesichtsausdruck, von der gehabten Anstrengung ausruht. Die Statue wurde gefunden 1540 in den Bädern des Caracalla, im Farnesischen Palast in Rom aufgestellt u. dann nach Neapel in das Museum Bourbon gebracht. Die Beine sind von Guglleimo, della Porta ergänzt, doch haben sich die antiken Beine später noch in dem Farnesischen Palast gefunden. Andere nach dem Palast Farnese benannte antike Sculpturen im Museo Borbonico sind: der Farnesische Fechter, der Farnesische Kopf des Caracalla, die Farnesische Venus, der Farnesische Apollo u., die bedeutendste von allen, der Farnesische Stier (Toro Farnese), Amphion u. Zethos darstellend, welche die Gemahlin des Lykos, Dirke, an die Hörner eines wüthenden Stieres binden; die größte noch erhaltene antike Gruppe, verfertigt von Apollonios aus Tralles u. Tauriskos aus Lydien, beide der Rhodischen Schule angehörend. Das Stück ist durch Ergänzung u. durch Beifügungen nicht dazu gehörender Figuren entstellt, behauptet aber im Einzelnen große Schönheiten. Sonst stand es in des Asinius Pollio Bibliothek, dann kam es in die Bäder des Caracalla, wurde 1546 u. 1547 aufgefunden, unter Papst Paul III. zwei Mal, das erste Mal als Hercules mit dem kretischen Stier, dann aber der eigentlichen Bestimmung gemäß, restaurirt u. endlich 1786 in den Palast Farnese gebracht, von wo es mit den übrigen Farnesischen Sculpturen nach Neapel kam.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 120.
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