Ficus [1]

[261] Ficus (F. L.), Pflanzengattung aus der Familie der Moreae, Polygamie, Diöcie L.; ausgezeichnet durch einen fleischigen, fast ganz geschlossenen Fruchtboden, auf welchem wenige männliche Blüthen mit dreitheiligen Kelchen, häufiger weibliche mit fünftheiligen, auch neuntheiligen Kelchen stehn; Arten sehr zahlreich (über 130); F. carioa, Gemeiner Feigenbaum (s.d.); F. sycomorus, Maulbeerfeigenbaum (Sykomore), sehr großer Baum, bis auf 30 Fuß im Durchmesser haltend, mit süßen, eßbaren, doch schwer zu verdauenden Feigen u. fast unverwesliche Holze, aus welchem meist die Mumiensärge u. andere eräthe der Ägyptier bereitet wurden; F. benjamina, in Ostindien, mit eßbaren Feigen; wächst, so wie F. indica u. F. bengalensis, zu ungeheurer Größe, letzter ist der eigentliche Bananienbaum, obgleich viele Arten bes. F. indica u. der folgende als solche aufgeführt werden; er bildet durch niederhängende, wurzelschlagende Äste oft undurchdringliche Wälder; ein solcher Baum bei Patna in Indien hat 60 Hauptstämme u. sein Schatten hat um Mittag 1500 F. im Umfang; von F. indica gibt es oft noch umfangreichere Exemplare; so befindet sich z.B. eins in der Provinz Guzerate, Cupper Burr genannt, das einen Umfang um seine 350 Hauptstämme von 2000 F. hat u. dessen Räume von mehr als 3000 kleinen gestützt werden. In seinem Schatten sollen 5 Regimenter Cavallerie lagern können; F. racemosa, 70 F. hoher, 6 F. dicker Baum, in Ostindien, dessen sich gleich über der Wurzel tbeilender Stamm, gewunden gedreht u. wie die Äste mannigfaltig verwachsen ist; von den Ästen senken sich viele Schnüre zur Erde herab, welche Wurzel schlagen u. neue Stämme bilden. Diese Bäume werden an öffentlichen Plätzen angepflanzt, um als schattiger Versammlungsort zu dienen. u. sehr in Ehren gehalten. Das Holz wird zu Schnitzwerk, der Bast zur Bereitung eines gelblichen Papiers (Sultanspapier) u. zu Gürteln, die herunter hängenden Schnuren zu Bindwerk benutzt, aus der Rinde Lunten bereitet. Mehrere der genannten u.a. werden in Sammlungen ausländischer Pflanzen cultivirt. F. religiosa, schöner, von den Indern, weil angeblich Buddah unter seinem Schatten lehrte, heilg gehaltener Baum, vgl. Aswattha; F. elastica, Kautschuk liefernd, unter dem Namen Gummibaum bei uns oft in Gewächshäusern u. Zimmern gezogen; F. septica, höchst ätzenden Milchsaft enthaltend, in Ostindien; F. auriculata, hoch, in Cochinchina wegen seiner Früchte, die unreif in Essig eingelegt werden, cultivirt; F. politoria, auf Madagascar, wo man die getrockneten scharfen Blätter zum Poliren von Holz u. Elfenbein benutzt; F. infectoria, in Ostindien, u. F. tinctoria, in Australien zur Färberei benutzt; F. Rumphii (F. conciliorum), mit niedrigem, eckigem Stamm, sehr weit seitwärts ausgebreiteten, in einander verschlungenen u. verwachsenen Ästen, mit milder Milch u. geniesbaren Blättern.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 261.
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