[863] Gallait (spr. Galläh), Louis, geb. 1810 in Tournay, Historienmaler u. Haupt der neuen belgischen Malerschule, soweit sie in der Richtung des von Paris ausgehenden Naturalismus sich an die niederländische u. an die venetianische Kunst des 17. Jahrh. anschließt. Anfangs Schüler von Hennequin in Tournay, erhielt er 1832 für sein Gemälde: »Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist« den ersten Preis der dortigen Akademie, ging darauf nach Antwerpen u. 1834 nach Paris, von wo aus er nach Brüssel übersiedelte. Durch sein großes Gemälde: Die Abdankung Karls V., welches 1841 eine Reise durch viele große Städte, namentlich in Deutschland, machte, erwarb er sich einen europäischen Ruf, vornehmlich als Meister im Colorit, in der malerischen Haltung u. harmonischen Gesammtwirkung. In der Kathedrale zu Tournay ist von ihm: Christus den Blinden heilend; im Palais Luxembourg in Paris: die Einnahme Antiochiens durch Boemund. Spätere Bilder von ihm sind: Egmonts letzte Stunde vor der Hinrichtung, im Gefängniß mit dem Bischof von Ypern (im Besitz des Consuls Wagner in Berlin); die Brüsseler Schützengilde erweist den Grafen Egmont u. Horn, deren abgeschlagene Häupter über ihren verdeckten Lcichnamen liegen, die letzte Ehre; der Violinspieler; Johanna vor dem Leichnam ihres Gemahls, Philipps des Schönen von Burgund; die Familie des Gefangenen etc. In diesen Bildern spricht sich eine energische Auffassung der Wirklichkeit aus, wie sie auch in malerischer Beziehung mit der höchsten Meisterschaft behandelt sind.