[891] Marienwerder. 1) Regierungsbezirk der preußischen Provinz Preußen, liegt zwischen den Regierungsbezirken Bromberg, Köslin, Danzig u. Königsberg u. dem Russischen Polen, enthält 3192/5 QM. mit 456,000 Ew., meist Katholiken; besteht aus weiten, von geringen Anhöhen unterbrochenen Ebenen, welche entweder Niederung (Marschland) od. Höhe sind, theils leichter Sandboden mit großen Waldungen (Tuchler Heide etc.) u. Heiden, wird bewässert von der Weichsel, welche hier rechts die Drewenz, Ossa u. Kleine Nogat, u. links die Braa, das Schwarzwasser u. Ferse aufnimmt, der Lobsonka u. Küddow. Unter den vielen Seen ist der größte der Geserich. Die Bewohner beschäftigen sich mit Pferde-, Rindvieh- u. Bienenzucht, Fischerei, Waldgewerben, Acker- u. Obstbau; auf dem Lande mit Leingarnspinnerei u. Weberei. Eintheilung in 13 Kreise: Deutsch Krone, Flatow, Graudenz, Konitz, Kulm, Löbau, Marienwerder, Rosenberg, Schlochau, Schwetz, Straßburg, Stuhm u. Thorn. 2) Kreis desselben, 174 OM., mit 58,000 Ew., ist eben, reichlich bewässert u. hat gute Landwirthschaft; 3) Hauptstadt darin, 1/2Meile von der Weichsel, über welche eine Schiffbrücke führt, an der Leibe u. Kleinen Nogat, Sitz der Regierung u. des Oberlandesgerichts, hat 4 Vorstädte, das alte 1233 gegründete Schloß dient jetzt als Landgericht u. Criminalgefängniß, Domkirche, 1384 erbaut, Gymnasium, Provinziallazareth, Blindenanstalt (vom Grafen Bülow von Dennewitz gestiftet), Baugewerksschule, Landgestüte (100 Hengste), Bierbrauereien, Leder- u. Tabaksfabriken, Tuch- u. Leinewebereien, Papiermühle, Dampfölmühle, Rübenzuckerfabrik, Obstbau, Productenmarkt mit Börse, Schifffahrt, Freimaurerloge: Goldene Harfe; 6300 Ew. 4) Dorf u. protestantisches Frauenkloster im hannöv. Fürstenthum Kalenberg, ander Leine, hat Äbtissin, mehrere Conventualinnen; 150 Ew.