Hagenau

[846] Hagenau, 1) früher Landvogtei in Niederelsaß, begriff die damals freien Städte H., Colmar, Schletstadt, Weissenburg, Landau, Obernheim, Roßheim, Münster im St. Georgenthal, Mühlhausen im Sundgau, Kaisersberg u. Türkheim; Kaiser Sigismund verpfändete sie 1423 um 50,000 Gulden an den Kurfürsten Ludwig VI. von der Pfalz; 1515 riß sich Mühlhausen los u. verband sich mit den schweizerischen Eidgenossen; 1558 löste sie Kaiser Ferdinand I. wieder ein; dann erhielten sie die jüngeren Prinzen des Hauses, welchem Ferdinand die Landvogtei abtrat, bis 1648, wo sie an Frankreich kam. 2) (Haguenau), Stadt darin an der Moder u. der Strasburg-Weißenburger Eisenbahn, im Arrondissement Strasburg des französischen Departements Bas-Rhin im Hagenauer Walde; befestigt, Collège, Baumwollspinnerei u. Weberei, Hanfspinnerei, Fabriken für Fayence, Tuch, Krapp, Öl, Seife, Gerberei, Holzhandel, Viehmärkte; 10,000 Ew – H. wurde um 1164 angelegt u. vom Kaiser Friedrich I. befestigt, weil hier von den Reichskleinodien Krone, Scepter, Reichsapfel u. das Schwert Karls des Großen aufbewahrt werden sollte. H. war Reichsstadt u. Sitz des Landvogts von H. Hier am 25. Juni 1540 Fortsetzung der am 6. Juni zu Speier begonnenen Convents u. Relgionsgesprächs zwischen den Protestanten u. Katholiken, welches jedoch ohne Erfolg blieb. 1673 wurde H. von den Franzosen erobert, 1675 von den Kaiserlichen wieder genommen u. die Werke geschleift. Im Spanischen Erbfolgekrieg nahmen es 1706 die Österreicher, verloren es aber wieder an die Franzosen. Hier am 27. Juni Sieg der Verbündeten (Österreicher u. Württemberger) über die Franzosen, worauf die Stadt von den Österreichern besetzt wurde. Hierher flüchtete während der Revolution im Mai 1849 der Großherzog Leopold von Baden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 846.
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