Hamann

[893] Hamann, Joh. Georg, genannt der Magus aus Norden (welchen Namen ihm Mooser gab u. den er nachher auf seinen Schriften beibehielt), geb. 27. Aug. 1730 in Königsberg; studirte 1746–51 in Königsberg Theologie, dann Jurisprudenz, war dann bis 1756 mit Unterbrechung bei der Baronin Budberg u. dem General von Witten in Kurland Hauslehrer, ging hierauf in Handelsangelegenheiten für das Haus Berens nach Lübeck, Amsterdam, Rotterdam u. London, kehrte 1758, unverrichteter Dinge u. nach vielen unangenehmen Erfahrungen, nach Riga u. von da 1759 nach Königsberg zurück, wo er Anfangs den Studien lebte u. 1763 Stadtcopist, 1767 Secretär bei der Zolldirection u. 1777 Packhofverwalter wurde; er erhielt 1787 seinen Abschied u. reiste, von Franz Bucholz, Herrn auf Wollbergen in Münster, der sich von ihm adoptiren ließ, unterstützt 1787 nach Münster, trat dort in Verbindung mit der Fürstin Galitzin u. mit Jacobi, u. st. 21. Juni 1788 in Münster, wo er in dem Garten der Fürstin Galitzin begraben u. ihm ein Denkmal errichtet ward, welches 1851 nebst seinen Gebeinen auf den Überwasser-Kirchhof in Münster versetzt wurde. In seinen, meist als fliegende Blätter erschienenen Schriften zeigte er sich als einen Mann von tiefem religiösem u. zugleich kirchlichem Sinne, der den Bestrebungen der Verflachung auf theologischem Gebiet kräftig entgegentrat u. über die wesentlichsten Gegenstände des Lebens mit gesundem Blick sich verbreitete; dennoch lebte er in einer Gewissensehe mit der Magd seines Vaters u. verlebte, obgleich Lutheraner, die letzten Jahre in katholischen Kreisen. Daß er zuletzt noch Katholik geworden sei, ist nicht wahr. Seine Schriften: Bibliche Betrachtungen eines Christen, 1758; Sokratische Denkwürdigkeiten, 1759; Die Wolken, 1761; Kreuzzüge der Philologen, 1761, u.a. waren lange unbeachtet geblieben, bis Jean Paul, Goethe, Herder, auf ihn aufmerksam machten; dann gab J. Fr. von Meyer sein Golgatha u. Scheblimini 1819 u. F. Roth seine sämmtlichen Schriften, Berl. 1821–43, 8 Bde., heraus; Auszug daraus als Sibyllinische Blätter des Magus aus Norden, herausgeg. von Bremer, Lpz. 1819, u. als Christliche Bekenntnisse u. Zeugnisse, herausgeg. von Möller, Münst. 1826; Biographische Erinnerungen an H., Münst. 1855; E. H. Childemeister, H-s des Magus in Norden Leben u. Schriften, Gotha 1857, 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 893.
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