Herberstein

[256] Herberstein, ein der Katholischen Confession folgendes, in Österreich u. Preußisch-Schlesien angesessenes altadeliges Geschlecht, welches schon im 10. Jahrh. vorkommt, wo ein H. unter Otto dem Großen in der Schlacht auf dem Lechfeld (955) mit gekämpft haben soll; es wurde vom Kaiser Ferdinand I. 1537 in den Freiherrnstand erhoben u. erhielt 1556 von demselben das Erbkämmerer- u. Truchsessenamt in Kärnten; 1644 wurde ihm der Grafenstand u. 1688 die Magnatenwürde von Ungarn verliehen. Das Stammschloß Herberstein liegt in Unter-Steyermark an der Feistritz, in der Nähe der ungarischen Grenze. Merkwürdig: 1) Sigismund, geb. 23. Aug. 1486 zu Wippach in Steyermark, machte seine Studien zu Gurk u. Wien, wurde 1506 Soldat u. befehligte 1509 die gesammte steyersche Reiterei gegen die Türken; 1517 machte er seine erste u. 1526 seine zweite Gesandtschaftsreise nach Moskau, dazwischen 1519 nach Spanien; 1541 wurde er nach Constantinopel gesendet u. 1553 führte er die zweite Gemahlin des Königs Sigismund, eine Herzogin von Mantua, nach der polnischen Hauptstadt. Er starb zu Wien 28. März 1566. Im Auftrage des Erzherzogs Ferdinand schrieb er: Rerum Moscowitarum commentarii (Wien 1549; Basel: 1551, 1566, 1567, 1571, 1573, 1574; Antw. 1557; Frankf. 1560, 1600; neu herausgegeben im Recueil von Starczewski, Petersb. u. Berl., Bd. 1), welche lange Zeit hindurch das Hauptwerk über Rußland blieben, neunmal in deutscher Sprache (zuerst in Wien 1557) erschien, ins Böhmische (Prag 1786) u. Italienische (Venedig 1550) übersetzt wurde; Gesandtschaftsreise nach Spanien, herausgeg. von Chmel, Wien 1846; seine Selbstbiographie, herausgeg. von Kovachich, Ofen 1805; vgl. F. Adelung, Sigismund Freiherr von H. mit besonderer Rücksicht auf seine Reisen in Rußland, Petersb. 1818. 2) Karl, Graf von H., geb. 1722, Bischof von Laibach; st. 1787; er war Beförderer der Neuerungen Kaiser Josephs II.; gab 1782 eine Pastoralinstruction heraus. Der jetzige Chef ist: 3) Graf Heinrich, Sohn des 1847 verstorbenen Grafen Joh. Hieronymus, geb. 12. Juni 1804, ist Obersterblandkämmerer u. Truchseß in Kärnten u. seit 1830 vermählt mit Adelaide geb. Landgräfin zu Fürstenberg; sein ältester Sohn Joh. Sigmund, geb. 1831, ist k. k. Rittmeister.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 256.
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