Köthen

[746] Köthen, 1) deutsches Herzogthum, s. Anhalt IV.; die Geschichte s. Anhalt (Gesch.) D); 2) Amt im Herzogthum Anhalt-K.; 11,000 Ew.; 3) Stadt hier, unsern der Ziethe; Hauptstadt des Landes, Sitz der Landesdirection, auch der Justizämter Reinsdorf u. Wulfen; besteht aus der Alt- u. Neustadt u. 3 Vorstädten, hat 5 Thore, 2 Schlösser, mit Ornithologischem Cabinet, Orangeriehaus, zum Schauspielhaus eingerichtet, Bibliothek, Münz- u. Gemäldesammlung, außer der Schloßkapelle 1 katholische, 2 protestantische Kirchen, Synagoge, adeliges Fräuleinstift (1711 von der Fürstin Gisela Agnes gegründet, für 6 Fräuleins), Armen- u. Zuchthaus, Waisenanstalt. Hospital, Schullehrerseminar, Hülfsverein, Bibelgesellschaft, Knaben-, Mädchen- u. Armenschule, katholische u. jüdische Schule, Spaziergänge, Fasanerie, ansehnlicher Korn- u. Wollhandel, Tuch- u. Leinweberei, Gerberei, Leimsiederei, Wachsbleiche, Tabakfabrik etc.; an einem Eisenbahnknotenpunkt (nach Halle, Leipzig, Magdeburg, Berlin u. Bernburg). Das unter dem Herzog Ferdinand 1828 gestiftete Kloster der Barmherzigen Brüder ist 1832 wieder eingegangen; 6300 Ew. – K. soll schon zur Zeit Heinrichs I. eine bedeutende Stadt der Wenden gewesen sein u. dieser Kaiser sie 927 eingenommen u. zerstört haben; 1406 wurde es von dem Erzbischof Günther von Magdeburg belagert; 1547 nahm es der Kaiser dem Fürsten Wolfgang als einem Gliede des Schmalkaldischen Bundes u. schenkte es, wie dessen übrige Lande, dem General Ladron, doch erkauften es die Fürsten bald wieder von demselben; 1547 verbrannte das Schloß zum Theil u. wurde 1597–1606 neu gebaut; 1620 wurde die Neustadt (Neu-K) mit der Altstadt verbunden. Hier am 29. Mai 1844 die erste Versammlung der Protestantischen Lichtfreunde K. war bis 1849 Haupt- u. Residenzstadt des gleichnamigen Herzogthums. 5) Dorf im Kreise Oberbarnim des Regierungsbezirks Potsdam der preußischen Provinz Brandenburg, mit Musterwirthschaft; 240 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 746.
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