Kalkspath

[245] Kalkspath (Kohlensaurer Kalk), Mineral, krystallisirt in verschiedenen Formen u. Combinationen des rhomboëdrischen Systems; man kennt bereits 41 verschiedene Rhomboëder, 85 verschiedene Skalenoëder, überhaupt sind 750 verschiedene Formen bekannt, in denen der K. krystallisirt; nicht selten sind Zwillingsbildungen u. parallele Verwachsung der Krystalle, zuweilen erscheinen dieselben mannigfach gruppirt, bäschelförmig, garbenförmig, rosettenförmig, treppenförmig etc. Häufig erscheint der K. auch körnig u. dicht, häufig derb (Kalkstein), seltener stängelig, faserig (Faserkalk u. faseriger Kalksinter) u. in dünnschaligen Aggregaten (Schieferspath), selten in Pseudomorphosen nach Gaylüssit (Calcil), Gyps (Schaumkalk) u. Aragonit. Sehr häufig tritt der K. als Versteinerungsmaterial, bes. von Cephalopoden, Schnecken, Muscheln u. Korallen, auf. Die Krystalle sind spaltbar nach dem Rhomboëder; Härte = 3, specifisches Gewicht 2, 6–2, 8; er ist farblos, weiß, grau, blau, gelb, grün, roth, braun, auch schwarz, glas- bis fettglänzend, auf manchen Flächen perlmutterglänzend od. matt; durchsichtig bis undurchscheinend, zeigt doppelte Strahlenbrechung (Doppelspath). Er besteht aus kohlensaurem Kalk (CaO. CO2), häufig mit geringen Mengen von Magnesia u. Eisenoxydul, auch Manganoxydul u. Zinkoxyd. Vor dem Löthrohr schmilzt er nicht, leuchtet stark, indem er seine Kohlensäure verliert. In Salzsäure ist er unter Entwickelung von Kohlensäure vollkommen löslich. Man unterscheidet folgende Varietäten: a) Eigentlicher K., hart ausgebildete Krystalle, aufgewachsen od. in Drusen, wasserhell, weiß u. verschieden gefärbt. Ausgezeichnet findet er sich zu St. Andreasberg, Klausthal, Schneeberg, Bräunsdorf, Joachimsthal, am Gotthard, Derbyshire, Staffordshire u. Cumberland in England etc. Die reinsten u. größten Kalkspathkrystalle finden sich auf Island (Isländischer Doppelspath); b) Faserkalk (Faseriger Kalksinter), in faserigen Aggregaten, tropfsteinartig, kugelig, nierenförmig, wird unter dem Namen Satin de Pierre zu Dosen, Armbändern etc. verarbeitet; c) Körniger Kalk (Marmor), derb, von kleinkörniger Zusammensetzung, s.u. Marmor; d) Schieferspath, in dünnschaligen, krystallinischen Aggregaten, schneeweiß od. blaß gelblich, röthlich od. grauweiß; findet sich selten, im Erzgebirge, Norwegen, Irland, Cornwall in England; e) Kalkstein (s.d.); f) Kreide (s.d.); g) Bergmilch (Mondmilch), schwammförmig, flockig, locker, als Überzug u. Anflug, gelblichweiß, färbt ab; h) Anthraconith, durch Kohle schwarz gefärbt, undurchsichtig; i) Saugkalk (Tripelkalkstein), derb, feinkörnig, porös, weich, graulich- u. gelblichweiß, saugt begierig Wasser auf u. klebt an der Zunge; k) Kalktuff (s.d.); l) Kalksinter (s.d.); m) Stinkkalk (Bituminöser Kalk), grau od. schwarz gefärbt von beigemengtem Bitumen, gerieben od. zerschlagen riecht er nach verbranntem Horn; n) Rogenstein, s. Juraformation.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 245.
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