Island [1]

[88] Island, 1) Insel im Nördlichen Eismeer, 150 Meilen von Norwegen, 35 von Grönland entfernt, Dänemark gehörig; 1400 (nach Anderen 1800) QM. u. (nach der Volkszählung von 1850) 59, 157 Ew.; bewohnt ist bes. der südwestliche Theil, das Innere ganz unbewohnt. J. ist umgeben von stürmischen, nur kurze Zeit eisfreien Meeren, mit vielen Klippen u. Felsen; die Eisfelder nehmen jährlich zu u. drohen J. gänzlich unbewohnbar zu machen. J. besteht aus einem Gebirge, das in der Mitte der Insel sich zu Gletschern (Jökuls) häuft u. sich bis gegen 7000 Fuß (Snäsial 4572 Fuß mit der Sanghöhle; andere Spitzen: Tor'a, Öråve 6240 Fuß mit dem Gipfel Flaga, ferner Lange Jökul etc.) erhebt, mehre Vulkane (im Süden Eyasiäl 5500 F., Hekla, dreispitzig, nahe an 5000 Fuß hoch, Skaptar, Katlagläa, in Nordosten Krabla, Leihruncker, in Nordwesten Glaama, Råfutinunfiät etc.) enthält, u. meist das ganze Jahr mit Schnee bedeckt ist. Boden vulkanisch, mit heißen Quellen, oft springbrunnenartig in die Höhe geworfen (s. Geiser), nicht unfruchtbar, aber durch rauhes Klima, Stürme etc. zur Erzeugung des Getreides nicht tauglich. Viele Nebel u. Gewitter. Erdbeben ziemlich häufig; die fürchterlichsten 1755 u. 1783. Die Winter sehr lang u. streng, die Kälte scheint von Jahr zu Jahr zuzunehmen; im Sommer einzelne heiße Tage, sogar warme Nächte; die mittlere Jahrestemperatur + 4°. Die Küsten vielfältig u. tief zerrissen (Busen: im Westen Isefiord, Breedebugt, Faxefiord, im Osten Vapnasiord, im Norden On-, Skaga-, Skagestrandsfiord u.a.) mit vielen Vorgebirgen (im Westen Straumnäs, Öndverdarnäs, Reikianäs, im Osten Langannäs, im Norden Kersnäs, Hagannäs, Skagaspitze, Nordcap). Flüsse zahl- u. wasserreich, doch von kurzem Lauf (z.B. Hvitaae, Thiorsaae, Hieratsaae u.a.); Seen: der My (Myvatn, nie zufrierend u. hier u. da rauchend), Thingvalla etc. J. bringt Pferde, viel (gehörnte) Schafe, Rindvieh, Rennthiere, Hunde, allerhand Pelzthiere, Seehunde, Falken (Edelfalken zur Jagd), große Mengen von Seevögeln u. Wasserthieren; an Pflanzen Sandhaargras (Malur), welches die Stelle des Getreides vertritt, Gemüse, Kartoffeln, nutzbare Flechten (isländisch Moos) u. Beeren. Von Mineralien finden sich Obsidian, Gyps, Kieselsinter, Surturbrand (fossiles Holz), Schwefel, Eisen etc. Die Isländer, Nachkommen der Normänner, reden eine eigene Sprache (s. Isländische Sprache); nur an den Küsten wird dänisch gesprochen. Sie sind kräftig, nicht schön, gastfrei, leben mäßig von Fischen u. Producten der Viehzucht, haben bei vieler Armuth eine gute geistige Ausbildung u. sind sämmtlich lutherischen Bekenntnisses; Charakter: der der übrigen Skandinavier,[88] schlicht, ernst u. treu. Der Grundbesitz ist in zu roße Theile zerstückelt; das kalte Klima u. die gefährlichen Gewerbe vermindern die Bevölkerung von Jahr zu Jahr. Die Wohnungen sind dürftig u. niedrig, meist roth bemalt; man wohnt in einzelnen zerstreuten Höfen u. nur an bedeutenden Häfen sind deren mehre zusammen; Beschäftigung: Fischfang, Viehzucht, Jagd (auf Vögel), Weberei (Strümpfe, Handschuh ohne Finger), Handel mit Eiderdunen u. Wolle, Ausfuhr ungefähr: 200,000 Thlr. jährlich. Kleidung seit Jahrhunderten wenig verändert, gleich der der norwegischen Bauern, Sammetjacken, Pelzmäntel etc. Verfassung: J. wird mit den Färöer als ein eigenes dänisches Stift angesehen, steht unter einem Stiftsamtmann, dem vier Amtleute, diesen aber die Sysselmänner für die 21 Syssels od. Districte untergeben sind. Die Syssels zerfallen wieder in Kirchspiele. Ein Bischof steht an der Spitze der Geistlichkeit (19 Pröpste, 184 Pfarrer), welche 300 Kirchen besorgt. Zufolge der königlich dänischen Verordnung vom 8 März 1843 erhielt J. eine besondere Ständeversammlung unter dem Namen Althing. Die Organisation derselben ist der der übrigen Provinzialständeversammlungen des dänischen Staates nachgebildet. Die Sprache bei den Verhandlungen der Stände ist ausschließlich die isländische. Die Abgaben werden auf 50, 006 Thlr. gerechnet. Eintheilung (in politischer Hinsicht) in vier Viertel (Fiordunge): Süder-. Wester-, Norder-, Osterviertel; in administrativer Hinsicht ist Oster- u. Norderviertel eins. Hauptstadt ist Reykjavik (der einzige städtisch gebaute Ort der ganzen Insel) außerdem noch die Orte: Leirar (Leyra), Bessestad (Bessastadir) u. Havnefiord. In J. sind noch eine Menge Denkmäler des tordischen Alterthums, bes. Runensteine (s.d.) bewahrt. Vgl. Chr. v. Eggers, Physikalische u. statistische Beschreibung von J., Flensb. 1787; J. G. Gruber, Beschreibung von J., Lpz. 1805; Henoersons Tagebuch des Aufenthalts in J., Berl. 1820 f., 2 Bde.; Th. Gliemann, Beschreibung von J., Altona 1824; Thienemann u. Günther, Reise im Norden Europas, vorzüglich in den Jahren 1820 u. 1821, Lpz. 1827; Sartorius von Waltershausen, Physisch-geograph. Skizze von J., Göttingen 1847; Ebel, Geographische Naturkunde von J., Königsb. 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 88-89.
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