[376] Kathărer (v. gr.), die christlichen Secten des Mittelalters, die gegen die weltliche Richtung des Papstthums sich erklärten u. dabei auf besondere göttliche Offenbarungen sich beriefen Sie lehrten den Dualismus der Manichäer, hielten sehr auf die Predigt u. waren sittlich streng, aber das A. T., die Kindertaufe, Ehe, Fasten, Eide, Todesstrafen u. den Genuß der Fleischspeisen verwarfen sie u. eiferten gegen alle Ceremonien. In Deutschland traten sie als Cathari (Ketzer) auf, in Italien als Paterini; in Frankreich nahmen sie als Publicani in den verschiedensten Gegenden sehr überhand u. sandten förmliche Missionen aus; am Rhein fanden sie sich mit den Petrobrusianern (s.d.) u. den Henricianern im Zusammenhang u. zeigten sich äußerst zahlreich u. so mächtig, daß man den St. Bernhard gegen sie zu Hülfe rief. In England werden sie um 1159 erwähnt, wurden jedoch bald ausgerottet. Ihre Hauptsitze blieben Südfrankreich u. Oberitanen, wo sie gegen die Concilienschlüsse durch mächtige Barone od. durch die größere bürgerliche Freiheit geschützt wurden. Die Albigenser (s.d.) sind ebenfalls K.; die Waldenser aber nicht, da sie sich von der gnostischen Speculation der Manichäer ganz entfernt hielten. Die K. bildeten eine gegliederte Gesellschaft von zwei Klassen, Electi (Reine) u. Auditores (Hörer). Sie erlagen zuletzt den Verfolgungen der Inquisition. Vgl. C. Schmidt, Hist. et doctrine des Cathares ou Albigeois, 1849, 2 Bde.; Das kathar. Ritual, herausgeg. von Ennitz, 1852.